Lebenslang für US-Gangsterboss „Whitey“ Bulger
Washington (dpa) - Mehr als zwei Jahre nach seiner Festnahme ist der gefürchtete US-Gangsterboss James „Whitey“ Bulger wegen Beteiligung an elf Morden und weiterer Verbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Ein Geschworenengericht in Boston hatte Bulger auch der Erpressung, der Geldwäsche, des Drogenhandels und des illegalen Waffenbesitzes für schuldig befunden. Bulger erhielt zweimal lebenslänglich plus fünf Jahre Gefängnis.
Als Wiedergutmachung muss er 19,5 Millionen Dollar (14,5 Mio Euro) an die Hinterbliebenen zahlen. Zudem muss er 25,2 Millionen Dollar (18,7 Mio Euro) an die Regierung als Strafe abdrücken. Laut einem Bericht des „Boston Globe“ scheinen diese Summen größtenteils symbolisch zu sein, da die Fahnder bislang bei weitem nicht die Menge an Geld gefunden haben, die Bulger versteckt haben soll.
„Das Zeugnis menschlichen Leids, dass Sie und Ihre Komplizen anderen zufügten, war teils beunruhigend zu hören und schmerzlich zu sehen“, sagte Richterin Denise Casper laut dem „Boston Globe“. „Der Umfang, die Abgebrühtheit und die Verdorbenheit Ihrer Verbrechen sind fast unergründlich.“ Casper las die Namen derjenigen vor, die Bulger ermordet hatte. Unter Tränen lauschten die Hinterbliebenen im Gerichtssaal ihren Worten. Der 84-Jährige, der im orangefarbenen Häftlingsanzug am Tisch saß, zeigte keinerlei Emotionen. Nach dem Urteil umarmte er seine Anwälte.
Bulger hatte Boston in den 1970er und 80er Jahren mit seiner Winter Hill Gang terrorisiert. Nach 16 Jahren auf der Flucht war er 2011 mit seiner Freundin im kalifornischen Santa Monica gefasst worden. Der Prozess war auch deshalb brisant, weil die Bundespolizei FBI den irisch-amerikanischen Gangster jahrelang als Informanten unter Vertrag gehabt und seine Verbrechen gedeckt haben soll. Zeitweise zählte Bulger zu den zehn meistgesuchten Männern des FBI - bis er im Juni 2011 schließlich in Kalifornien festgenommen wurde.
Bulgers Leben lieferte die Vorlage für mehrere Bücher sowie für Jack Nicholsons Rolle in Martin Scorseses oscargekröntem Mafia-Drama „Departed - Unter Feinden“. Das Interesse an dem Fall stieg, als sein Bruder William durch eine Politikerkarriere im Staat Massachusetts bekannt wurde.