Lehman Brothers bunkerte vor der Pleite Uran
Mit dem Verkauf des radioaktiven Materials soll ein Teil der Schulden getilgt werden.
New York. Die Serie spektakulärer Meldungen aus der amerikanischen Finanzwelt reißt nicht ab. Wie nun in New York bekannt wurde, besitzt die bankrotte Investmentbank Lehman Brothers genügend kernwaffenfähiges Uran, um eine "kleine Atombombe" zu bauen. Hintergrund sind geplatzte Termingeschäfte, durch die 227 Tonnen Uran in das Eigentum der maroden Wall-Street-Firma übergingen.
Bis zum Ausbruch der globalen Finanzkrise zählte das Unternehmen zu den Top-Adressen an der Weltleitbörse in New York, erlebte dann aber eine schwindelerregende Talfahrt. Nachdem die Firma im September vergangenen Jahres 3,9 Milliarden Dollar an Verlusten meldete, fiel die Lehman Aktie, die wenige Jahre zuvor über 170 Dollar wert war, in den Keller.
Die US-Regierung weigerte sich aber, das Finanzinstitut zu stützen. Lehman Brothers begab sich unter Gläubigerschutz, Vorstandschef ist nun der Konkursverwalter Bryan Marsal.
Umso überraschender kam nun die Meldung, dass die Firma, die auf Schulden in Höhe von mehr als 200 Milliarden Dollar sitzt, Uran besitzt. Die Lizenz für den Handel hatte Lehman Brothers einen knappen Monat vor der Pleite erhalten. Wegen des Preisverfalls beim Uran entschloss sich der Vorstand aber, den Bestand zunächst zu behalten, anstatt ihn zu einem Schleuderpreis abzustoßen.
Wenn sich der Preis erholt, so Marsal, werde man das Uran stufenweise wieder verkaufen. Beim derzeitigen Preis von etwa 40 Dollar pro Pfund würde das Unternehmen einen Erlös von 20Millionen Dollar erzielen, nur ein kleiner Bruchteil des Schuldenstands.
Gehalten wird Lehman Brothers Uran nach Angaben des Konkursverwalters in Lagern des kanadischen Bergbauunternehmens Cameco und des französischen Kraftwerksbetreibers Areva. Sorgen, das Uran könne in die falschen Hände gelangen, versuchte Marsal zu zerstreuen. Schließlich unterliege der Uranhandel strenger staatlicher Aufsicht.