Love-Parade: Im Westen gibt’s was Neues

Am kommenden Samstag startet das Techno-Großereignis erstmals in Essen. Es werden 600 000 Besucher erwartet.

Essen. Was 1989 mit 150 Ravern auf dem Kudamm begann, erreichte zehn Jahre später mit 1,5 Millionen Besuchern im Tiergarten seinen Höhepunkt. Aus der Parade wurde eine Jugendbewegung. "Schon der Weg nach Berlin war Teil der Party. Da wurden auf Parkplätzen die Boxen ausgepackt und abgefeiert, bis die Polizei kam", erinnert sich Scooter- Frontmann H.P. Bexter.

Nach den Jahren des Niedergangs versucht die Parade im Ruhrgebiet jetzt einen Neuanfang. Dass dies die beste Wahl war, davon ist Roland Hitzler überzeugt. Der Dortmunder Soziologieprofessor gilt als Experte für die elektronische Tanzkultur: "Wichtig ist dabei, den Metropolencharakter des Ruhrgebiets zu betonen. Denn wer kennt außerhalb Deutschlands schon Essen! Dazu hat die Ruhrmetropole den Vorteil, dass sie anders als Großstädte nicht ständig mit Berlin verglichen wird."

Für problematisch hält Hitzler den Wechsel zwischen den fünf Städten, die die Loveparade austragen. "Schon in Essen weiß man nicht, wie die Besuchermassen in die City gelangen und sich dort verteilen werden. Hier muss erst Erfahrung gesammelt werden, und das passiert nun jedes Jahr aufs Neue." Eine Sorge, die nicht unbegründet ist: "Erfahrungswerte zeigen, dass bei einer halben Million Gäste in der Stadt nichts mehr geht und der Verkehr zusammenbricht", sagt Theodor Damann, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Ruhr.

Für Rainer Schaller, neuer Chef der Loveparade und Großsponsor in einer Person, steht die Eignung Essens fest: "Am Berliner Platz haben wir eine Fläche, die drei Mal so groß ist wie am großen Stern in Berlin", beruhigt der Organisationschef, der in seiner Loveparade wirtschaftlich und auch kulturell große Chancen für die Ruhrregion sieht.

Letzteres kann der Erfinder der Loveparade, Dr. Motte alias Matthias Roeingh, nicht nachvollziehen: "Für mich ist das nur noch eine große Werbeveranstaltung für eine Fitnesskette. Das hat mit unseren Zielen, die elektronische Tanzmusik in ihrer Vielfalt bei einer Parade darzustellen und sich dabei auch politisch zu engagieren, nichts mehr zu tun", ärgert sich Roeingh. Er versucht gerade, die Loveparade, wie sie einmal war, in einem Buch festzuhalten. Als Dr. Motte wird er zwar in Essen sein und auflegen, allerdings nicht bei der Parade, sondern im Club "Rossi".

Parade Die Loveparade startet am Samstag, 25. August, um 14 Uhr unter dem Motto "Love is every-where" in der Essener City. Die 2,5 Kilometer lange Strecke, auf der die 29 Paradewagen fahren, ist ein Rundkurs, der am Varnhorst-Kreisel beginnt und bis zur Katzenbruchstraße geht. Die Abschlusskundgebung startet um 17 Uhr auf dem Platz am Universitätsgelände.

Stars In Essen werden Moby, Marusha, Westbam, Mousse T, Booka Shade und Moguai dabei sein.

Sicherheit 1000 Sicherheitskräfte sind vor Ort. Es gibt 27 mobile Polizeiwachen und Sanitätsstationen.

Party Das Love-Weekend beginnt am Donnerstag, 23. August, und geht bis Sonntag, 26. August. In Clubs und Konzerthallen der Region legen 700 DJs auf.

Fernsehen Live übertragen wird die Loveparade von Viva und RTL II.

Natürlich ist Essen nicht Berlin. Aber der Loveparade nur wegen des Ortswechsels die Bedeutung absprechen zu wollen, wäre falsch. So ist das Einzugsgebiet der Ruhrmetropole weit bevölkerungsreicher als das der Hauptstadt. Dazu kommen die Beneluxstaaten mit einer starken Dance-Szene. Außerdem macht ein neues Großereignis vor der Haustür neugierig, wodurch viele Menschen nach Essen kommen werden, denen der Weg an die Spree zu weit war. Also beste Voraussetzungen für einen guten Neuanfang im Westen.