Kein Einzelfall: Ermittlungen gegen Organisierte Kriminalität aus Italien

Nach Angaben des Bundeskriminalamts haben im vergangenen Jahr deutsche Polizisten und Staatsanwälte in 26 Fällen gegen Organisierte Kriminalität aus Italien ermittelt.

Wiesbaden. Deutsche Polizisten und Staatsanwälte haben im vergangenen Jahr in 26 Fällen gegen Organisierte Kriminalität aus Italien ermittelt. Dies gab das Bundeskriminalamt (BKA) am Freitag bekannt. Jeweils fünf Gruppierungen hätten einen Bezug zu den Mafia- Organisationen Cosa Nostra und 'Ndrangheta gehabt. Drei weitere seien der Camorra zuzurechnen gewesen. Kriminelle Schwerpunkte der italienischen Tätergruppen, die nach BKA-Angaben nicht alle mit der Mafia gleichgesetzt werden können, seien Rauschgift- und Eigentumsdelikte gewesen. Ermittelt wurde gegen 355 Tatverdächtige.

Seit den 1980er Jahren sei bekannt, dass Angehörige von Mafia- Organisationen Deutschland als Rückzugsraum nutzten, berichtete das BKA. Damit wollten sie Auseinandersetzungen mit anderen Clans aus dem Weg gehen oder vor den italienischen Strafverfolgern flüchten. Rivalisierende Mafia-Clans hätten aber gewalttätige Konflikte in der Vergangenheit nahezu ausschließlich in Italien ausgetragen. Der Sechsfachmord von Duisburg, vermutlich ein Racheakt im Mafiamilieu, war von italienischen Behörden als sehr ungewöhnlich bezeichnet worden.

Seit dem Jahr 2000 seien in Deutschland mehr als 40 Italiener festgenommen worden, die einer Mafiaorganisation zugerechnet wurden und in Italien zur Festnahme ausgeschrieben waren. Dazu zählten auch einige der meistgesuchten Mafiosi Italiens, erläuterte das BKA. So stellten Ermittler im September 2005 im Saarland einen 36-Jährigen, der in Italien in Abwesenheit wegen acht Tötungsdelikten zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Der Mann gehörte einem Clan aus Sizilien an.

Zur italienischen Organisierten Kriminalität zählen nach BKA- Angaben vor allem die vier „klassischen“ Mafiagruppen Cosa Nostra, 'Ndrangheta, Camorra und die Apulische Organisierte Kriminalität. Die kalabrische 'Ndrangheta bestehe nach Erkenntnissen italienischer Behörden aus Familienverbänden, die miteinander in fester Solidarität verbunden seien, teilte das BKA mit. Rund 8000 Mitglieder seien in 220 Clans organisiert. Das Einflussgebiet in Italien erstrecke sich auf Kalabrien, Nord- und Mittelitalien sowie Apulien. Die 'Ndrangheta gelte derzeit als die gefährlichste und einflussreichste Mafiaorganisation, vor allem im internationalen Rauschgifthandel.