Mafia-Fahnder sind Killern weiter auf der Spur

Verantwortliche hüllen sich in Schweigen über Informationen aus Italien.

Duisburg. Einen Monat nach den Mafia-Morden in Duisburg sucht die Polizei weltweit noch immer nach den Tätern. Am 15. August war eine blutige Familienfehde zweier Mafiafamilien auf deutschem Boden eskaliert. Sechs Italiener waren in ihren Autos vor einem Restaurant in Duisburg von zwei Killern erschossen worden. Das Motiv war Rache für den Mord an der Ehefrau eines Clan-Chefs. Sie war Weihnachten 2006 in der kalabrischen Mafia-Hochburg San Luca erschossen, ihr Sohn verletzt worden.

Rätselraten herrscht noch immer darüber, ob es die Killer vom Strangio-Nirta-Clan nur auf einen der Männer des gegnerischen Pelle-Romeo-Clans abgesehen hatten, der wenige Tage zuvor von Kalabrien nach Duisburg kam. Er soll auf Waffeneinkaufstour in Duisburg gewesen sein. Möglich wäre auch, dass die Killer alle sechs Opfer gezielt ermordeten, weil sie dem gegnerischen Clan zugerechnet wurden.

In der Mordnacht war in dem Restaurant offenbar ein Aufnahmeritual in die kalabresische Mafia-Gruppe ’Ndrangheta zelebriert worden. Bei den Opfern war ein Bild mit dem herausgebrannten Kopf des Erzengels Gabriel gefunden worden, dem Schutzheiligen der italienischen Polizei. Dieses Feuer-Ritual wird bei der Aufnahme in die "Ndrangheta" vollzogen.

Die bisher größte Leistung der Mordkommission, zu der deutsche und italienische Mafiaspezialisten gehören, war die Identifikation eines der beiden Killer: Giovanni Strangio ist Chef zweier Pizzerien in Kaarst. Er war mit seinem Komplizen nach der Tat verschwunden und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. "Wir gehen inzwischen 600 Hinweisen nach", sagt die Duisburger Polizei. Wesentlich aussagekräftigere Erklärungen gibt es aber nicht.

Im Mittelpunkt des Interesses steht neben der Suche nach den Mördern die Frage, was die italienische Polizei ihren deutschen Kollegen über Marco Marmo Wochen vor der Mordnacht übermittelt hat. Der Mafioso war bereits im Juni nach Duisburg gereist. Diesen Besuch hatten die Italiener mitbekommen und ihre Erkenntnisse auch über das Bundeskriminalamt weitergegeben. Was die Italiener sonst noch mitgeteilt haben, halten Polizei, BKA und NRW-Innenminister Wolf (FDP) unter Verschluss. Die Opposition im Landtag äußerte schon den Verdacht, dass die Duisburger Polizei vor dem Sechsfachmord umfassende Hinweise auf Mafia-Aktivitäten in Duisburg erhalten haben könnte.