O. J. Simpson droht Rente im Knast
Festnahme: Zwölf Jahre nach dem Freispruch im Mordprozess sitzt der Ex-Footballstar wieder in Haft – wegen bewaffneten Raubes.
<strong>Washington. Den "Kriminalprozess des Jahrhunderts" gewann er mit wehenden Fahnen und heizte damit die Spannungen zwischen Weißen und Schwarzen in den USA an. Zwölf Jahre später sitzt Football-Legende O. J. Simpson (60) wieder hinter Gittern. Diesmal nicht wegen eines Doppelmordes, von dem er damals sensationell freigesprochen wurde, sondern wegen bewaffneten Überfalls in einem Hotelzimmer in Las Vegas.
Zeugen stellen das, was sich in Las Vegas ereignet haben soll, so dar: Simpson stürmt mit mehreren bewaffneten Männern im Hotel Palace Station das Zimmer von Souvenirhändler Alfred Beardsley. Sie fordern die Herausgabe von Memorabilia, wie Trikots, Urkunden und Fotos von Simpsons ermordeter Frau Nicole.
Simpson bestreitet nicht, dass er mit "ein paar Golf-Kumpels und einigen Freunden von ihnen" den Souvenirhändler aufgesucht habe. Er macht jedoch einen feinen Unterschied: Waffen seien nicht im Spiel gewesen. Und überhaupt habe er nur Besitztümer zurückverlangt, die ihm vor Jahren gestohlen worden seien.
Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Sie ist fest entschlossen, dem umstrittenen Star keinen zweiten Triumph vor Gericht zu gönnen. Im Falle eines Schuldspruchs würden ihm bis zu 70 Jahre im Gefängnis blühen - de facto lebenslänglich.
Wohl kein anderer Megastar in der US-Geschichte hat solche Höhen und Tiefen durchgemacht wie Orenthal James (O. J.) Simpson. Seine brillanten Touchdown-Läufe für die Buffalo Bills rissen Fans zu begeisterten Ovationen hin, er wurde gefeiert und ausgezeichnet wie kaum ein Footballspieler vor ihm. Nach dem Ende seiner Karriere verschafften ihm sein Charisma und gutes Aussehen Kinorollen. Sponsoren liebten O. J., weil er als afro-amerikanischer Sportler auch ein weißes Publikum ansprach.
Dieses Bild versank im Juni 1994 in Los Angeles in einer Blutlache: Simpsons Ex-Frau Nicole und der Kellner Ron Goldman wurden vor Nicoles Wohnung tot aufgefunden. Der Verdacht fiel sofort auf Simpson, schließlich waren seine Schuhabdrücke am Tatort sichergestellt worden. Zudem wurde ein Haar von ihm auf Goldmans Leiche sowie Nicoles Blut auf O.J.s Socken gefunden.
Simpson wurde freigesprochen, später aber von einem Zivilgericht zu 33,5 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt. Doch Simpson verschob sein gesamtes Vermögen auf ausländische Geheimkonten - die Angehörigen der Opfer sollen bis heute keinen Cent gesehen haben.
Prozess: 100 Millionen Amerikaner verfolgten 1995 den Mordprozess gegen Simpson, der nach neun Monaten mit Freispruch endete, live im TV.
Buch: 2006 schrieb er ein Buch, in dem er den "theoretischen" Ablauf des Doppelmordes schildert. Die Rechte hat Ron Goldman, der Vater des Ermordeten.