Mallorca: Nobelboulevard statt Ballermann

Die Playa de Palma soll zur noblen Palmen-Promenade aufgewertet werden. Die Regierung will drei Milliarden Euro investieren.

Palma de Mallorca. So wie im Fußball-Taumel der vergangenen Wochen liebt die Welt die Deutschen: Große und Kleine, Junge und Alte schwenken die Fahnen ihres Landes, sind in ihrer Ausgelassenheit dennoch friedlich.

So sähe es auch Mallorca gerne. Das Bild, das sich den Einheimischen vor allem auf der Partymeile von El Arenal bietet, ist jedoch dieses: Grölende Halbstarke, Sangria-Besäufnisse und viel nackte Haut bestimmen auch diesen Sommer.

Das soll sich nach dem Willen der Mallorquiner grundlegend ändern: Die Schinkenstraße wird zur Familienpromenade, der Ballermann zur noblen "Copacabana Europas". Den Plan dazu liefern niederländische Architekten.

Adriaan Geuze hat mit seinem Rotterdamer Büro "West8" einen europaweiten Design-Wettbewerb gewonnen. Sein ehrgeiziges Ziel: Die Playa de Palma soll "zurück zur Natur" geführt werden und ein maritimes Flair erhalten. Für den Masterplan will die autonome Regierung von Mallorca rund drei Milliarden Euro in die Hand nehmen.

Mit Superlativen sind die Verantwortlichen schnell bei der Hand. Joan Mesquida, spanischer Staatssekretär für Tourismus, sprach bei der Vorstellung davon, dass das Projekt in seinem Ehrgeiz und seiner Komplexität "die Expo oder die Olympischen Spiele in den Schatten stellen" werden. Architekt Geuze seinerseits will gleichfalls unbescheiden "die Alhambra überbieten".

Die Kernpunkte der neuen Playa: An der Westseite soll eine "Palmen-Promenade" zum Flanieren entlang nobler Geschäfte und Cafés einladen. Auf dem sandweißen Kalksteinboden sind maritime Motive zu bewundern. Nach Sonnenuntergang finden am Strand unter Mondlicht-Scheinwerfern Konzerte statt.

Außerhalb der Hauptstadt sollen die Naturschutzgebiete Ses Fontanelles und der Torrent des Jueus aufgehübscht, die Anbindung mit Fahrrad und Bahn erleichtert werden. Auch die Hochburg der Billigtouristen, El Arenal am Ostende, soll umfassend erneuert werden. Nach Geuzes Idee werden ganze Häuserzeilen am gleichförmigen Boulevard abgerissen und durch eine lockere Architektur ersetzt.

Die Botschaft ist klar: Sportmannschaften und Kegelclubs mögen sich doch einen anderen Ort für ihre Jahresfahrten suchen. Sie haben für das Lotter-Image der Insel gesorgt, das dem Tourismus inzwischen mehr schadet als nützt. Und der macht laut mallorquinischer Handelskammer immerhin 70 Prozent des Bruttosozialprodukts aus.

Stattdessen sollen künftig verstärkt Familien und Urlauber, die Erholung suchen, willkommen geheißen werden. Insbesondere aus Deutschland: Von den 13 Millionen Urlaubern, die im vergangenen Jahr Mallorca besuchten, kam jeder Dritte aus der Bundesrepublik.

Der Übergang wird sich freilich langsam vollziehen. Den Baustart setzen die "West 8"-Architekten frühestens in zwei Jahren, zwölf Jahre sollen bis zur Fertigstellung vergehen. Bleibt also noch Zeit für das eine oder andere Eimerchen Sangria.