Beinahe-Katastrophe ICE: Züge häufiger zur Kontrolle
Notbremsung: Experten streiten über den Zug-Unfall von Köln. Die Bahn will „auf Nummer sicher“ gehen.
Köln. Nach einem Wochenende mit Zugausfällen und Verspätungen soll sich der Zugverkehr im Großraum Köln/Düsseldorf im Laufe des Montag wieder normalisieren. "In der Nacht waren 80 Prozent der ICE 3 wieder auf den Schienen, am Morgen werden es 90 Prozent sein, am Nachmittag sind alle Züge wieder unterwegs", sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn NRW unserer Zeitung.
In den Wartungszentren München, Frankfurt und Dortmund wurden seit Freitagabend 61 der insgesamt 67 über 300 km/h schnellen ICE 3-Züge unter die Lupe genommen. Die Untersuchungen hätten keine Beanstandungen ergeben, teilte die Bahn gestern mit.
Dennoch werden die Modelle der neuesten ICE-Generation künftig alle sechs Wochen nach 60 000 Kilometern inspiziert, sagte eine Bahn-Sprecherin. "Eine reine Vorsichtsmaßnahme - wir gehen auf Nummer sicher". Bisher wurde alle 300 000 Kilometer geprüft.
Die Bahn bezeichnet Spekulationen, das Zugpersonal habe Hinweise auf atypische Fahrgeräusche nicht zur Kenntnis genommen, als "schlichtweg falsch". Experten streiten, ob die Notbremsung des ICE 518 von Köln den Zug zum Entgleisen gebracht oder aber eine Katastrophe zu einem späteren Zeitpunkt bei höherer Geschwindigkeit verhindert hat.
Markus Hecht, Professor für Schienenfahrzeuge an der Technischen Universität Berlin, sagte dem "Tagesspiegel", die Achse des ICE sei vermutlich schon länger beschädigt gewesen. Wäre sie in einer Kurve gebrochen, dann wäre der Zug entgleist und womöglich von der Strecke abgekommen. Professor Hecht: "Ein solcher Defekt ist das Gefährlichste, was es gibt."
Von Verspätungen können heute u.a. noch die über Düsseldorf-Köln führenden ICE-Verbindungen Basel-Amsterdam, München-Dortmund und Mainz-Hamm betroffen sein. Im Regionalexpress RE 5 von Koblenz über Köln, Düsseldorf, Duisburg nach Emmerich ist mit Verspätungen von bis zu 20 Minuten zu rechnen. Der eher harmlose Grund: Bauarbeiten auf der linken Rheinstrecke.