Marek Lieberberg: „Das junge Publikum will keine Rock-Dinosaurier sehen“

Nürburg. Moderne Open-Air-Festivals haben nach Ansicht von Konzertveranstalter Marek Lieberberg mit ihren legendären Vorgängern wie etwa Woodstock nicht mehr viel gemeinsam.

Lieberberg rief Mitte der 80er Jahre "Rock am Ring" am Nürburgring ins Leben.

WZ: Herr Lieberberg, wie hat sich das Publikum des größten deutschen Rock-Festivals am Ring in den vergangenen Jahren verändert?

Marek Lieberberg: Die Leute sind heute wesentlich jünger als früher. Ein Großteil der Zuschauer ist zwischen 16 und 22 Jahre alt. Der heutige Ring-Rocker hat mit dem früheren, durch Metal und Hardrock geprägten, nicht mehr viel zu tun. Für diese Richtungen gibt es mittlerweile spezielle Festivals. Bei uns ist die Ausrichtung heute "Modern" und "Alternative" Rock. Wir beschreiten seit Jahren einen Weg der Modernisierung. Wir sind davon abgekommen, Rock-Dinosaurier zu präsentieren. Wir wissen, dass unser Publikum jung ist.

Lieberberg: Früher gab es durch Anfeindungen von außen, den Druck auf die Jugend und eine unfreie Gesellschaft wesentlich mehr Probleme. Wir leiden heute nicht mehr unter Vorurteilen oder einer Verteufelung, wie es in den 70er Jahren noch war. Wir fühlen uns willkommen und sind ein ganz klarer Bestandteil der Kultur in diesem Gebiet. Das Publikum ist dadurch friedlicher geworden. Man sucht hier die Gemeinschaft. Wir haben heute auch eine ganz geringe Polizeipräsenz.

Lieberberg: Es ist heute schwieriger als noch vor Jahren. Früher fing eine Gruppe klein an, dann spielte sie auf mittelgroßen Bühnen und irgendwann füllte sie Arenen. Das war ein Prozess von fünf bis sechs Jahren. Heute sind die Verfallsdaten von Bands viel kürzer. Seit den 90er Jahren gibt es mit Ausnahme von Gruppen wie Coldplay nur wenige neue Bands, die sich halten. Im Medienzeitalter ist die Bindung an eine Band nicht mehr so da wie früher.