Zeugen entlasten Ernst August
Der vom Prinzen attackierte Hotelier soll schwere Verletzungen nur vorgetäuscht haben.
Hannover. Die Neuauflage des Verfahrens gegen Ernst August Prinz von Hannover wegen gefährlicher Körperverletzung könnte eine Wende für den 55 Jahre alten Adligen bringen. Neun Jahre nach der Attacke des Prinzen auf einen deutschen Hotelier in Kenia berichtet der "Spiegel", dass der Hotelier nach den Schlägen von Ernst August schwere Verletzungen möglicherweise nur vorgetäuscht habe. Vor dem Landgericht Hildesheim soll der Fall vom 15. Juni an erneut verhandelt werden. Der Ehemann von Prinzessin Caroline von Monaco hat angekündigt, dort selbst zu erscheinen. 2004 war der Prinz vom Landgericht Hannover zu einer Geldstrafe von 445 000 Euro verurteilt worden.
Zwei kenianische Ärzte, die im Jahr 2000 das Opfer Josef Brunlehner nach dem Angriff behandelt hatten, sollen ihm vorwerfen, schwere Verletzungen simuliert zu haben. Auch ein Deutscher, der Brunlehner damals zur Seite gestanden hatte, sagte dem "Spiegel", der Hotelier habe schwerwiegende gesundheitliche Folgen der Schläge vorgetäuscht. So sei eine angebliche künstliche Beatmung in einem Krankenhaus in Mombasa inszeniert worden, um den Fall fürs Fernsehen dramatischer erscheinen zu lassen. Zwei weitere Zeugen sagten aus, Brunlehner habe sich unmittelbar nach der Attacke ganz normal bewegt.
Brunlehner bestritt in dem Nachrichtenmagazin entschieden, simuliert zu haben. Er sei auch tatsächlich künstlich beatmet worden. Nach seinen Angaben hatte der Prinz ihn mit einem Schlagring mehrfach und schwer verletzt. Dagegen gibt der Welfenprinz an, nur zwei Ohrfeigen ausgeteilt zu haben, ohne einen Schlagring zu benutzen.
Sein damaliger Verteidiger soll den Vorfall aber nicht korrekt geschildert haben. Um eine Freiheitsstrafe zu vermeiden, hatte der frühere Anwalt eine Erklärung abgegeben, die von seinem Mandanten nicht ausdrücklich autorisiert worden war. Demnach habe der Prinz vor der Tat erheblich getrunken und möglicherweise bei der Attacke etwas in der Hand gehalten.
Der Prozess wird nun nach einer Zeugenaussage von Prinzessin Caroline neu aufgerollt. Der derzeitige Anwalt des Prinzen, Hans Wolfgang Euler, hatte erklärt, es seien Zeugenaussagen bekanntgeworden, die belegten, dass der Discobesitzer in Bezug auf seine Verletzungen "medienwirksam ein Schauspiel" abgeliefert habe. "Offenbar hat man sich noch nicht einmal gescheut, dem Gericht gefälschte Dokumente vorzulegen."
Der Vorfall mit dem Hotelier war nicht der erste, bei dem Prinz Ernst August durch eine Gewalttat Schlagzeilen machte. Ebenfalls im Jahr 2004 war der damals 50-Jährige angeklagt, eine Fotografin in Salzburg attackiert und getreten zu haben.