Martine Aubry: Die Spröde
Die 58-Jährige setzt sich in einer haarscharfen Entscheidung gegen Ségoléne Royal durch.
Lille. Martine Aubry stand jahrelang nur in der zweiten Reihe der französischen Sozialisten-Partei (PS). Jetzt haben die PS-Mitglieder die Bürgermeisterin der nordfranzösischen Stadt Lille zur neuen Parteichefin gewählt - mit einem hauchdünnen Vorsprung von 42 Stimmen. Selbst wenn ihre geschlagene Rivalin Ségolène Royal nicht mit ihrem Plan durchkommt, die Abstimmung wegen "Mogeleien" wiederholen zu lassen, muss die 58-Jährige eine dauerhafte Spaltung der größten französischen Oppositionspartei fürchten.
Für Aubry ist eine 70-Stunden-Woche nichts Ungewöhnliches, dabei war sie es, die in Frankreich die 35-Stunden-Woche durchgesetzt hat. Die frühere Arbeitsministerin gilt als arbeitswütige Politikerin. Die 58-Jährige vertieft sich in ihre Dossiers wie ihr Vater Jacques Delors, der von 1985 bis 1994 der EU-Kommission vorstand.
Aubry hat den Ruf einer etwas spröden Politikerin und steht für den Gewerkschaftsflügel. Es gilt als wahrscheinlich, dass sie 2012 bei der Präsidentschaftswahl - vermutlich gegen Nicolas Sarkozy - antreten will. Sie ist mit einem Rechtsanwalt verheiratet und hat eine Tochter.