Meistermärchen in Schwarz-Gelb
Eine ganze Stadt steht kopf: Die Fans von Borussia Dortmund feiern euphorisch die siebte Meisterschaft.
Dortmund. „Wir werden hier eine Meisterschaft feiern, wie sie Dortmund noch nicht erlebt hat“, sagte Gerhard Lang schon im März. Der Wirt im Dortmunder Traditionslokal „Gänsemarkt“ erweist sich als Prophet: Das Meisterwochenende in Dortmund sprengt alle Dimensionen. Mit 150 000 Fans, die in der Stadt feiern wollen, hatte die Stadt Dortmund im Vorfeld gerechnet. Doch schon am Samstagmorgen zeigt sich: Es wird voller. Viel voller.
Egal ob aus Siegen, Düsseldorf, oder Hamm, die Züge Richtung Dortmund sind fest in schwarz-gelber Hand. Es wird gesungen und gefeiert. Mit „Komm, trink dir einen“ werden Außenstehende auf ein Bier eingeladen, Menschen rücken zusammen, die sich im normalen Alltag nie ansprechen würden.
Die Kneipen um die Reinoldikirche sind schon mittags bis auf den letzten Platz gefüllt, im Fanshop stehen die Fans Schlange um das neue Trikot zu kaufen. Gegen 2 Uhr ruft die Polizei aus, dass sich der Weg zu den Westfalenhallen nicht mehr lohnt, die 18 000 Plätze für das Public Viewing sind schon alle besetzt.
Im Kreuzviertel wissen sich die Anwohner zu helfen. Beamer und Leinwand her, ein paar Bierbänke organisiert — die Meisterübertragung kann beginnen. Innerhalb kürzester Zeit stehen 200 BVB-Fans in der Liebigstraße. Das Spiel ist heute Nebensache, die Fans feiern sich und ihren Verein.
Denn jetzt ist es endlich soweit: Die Schale kommt zurück nach Dortmund. „ Oh, wie ist das schön“ schallt es durch die Straßen. Nach Hause geht heute keiner, Dortmund erlebt eine Meisternacht, wie selten zuvor. Egal ob im „Bierkönig“, „Passion“, oder „Limericks“, vor den Kneipen der Stadt stehen lange Schlangen, im Kreuzviertel geht im „El Mundo“ gegen Mitternacht das Bier aus, während sich noch immer hunderte Fans in den Armen liegen.
Mehr geht nicht, denken viele BVB-Fans am Samstagabend. Doch der Sonntag wird noch besser. Die Mannschaft will sich mit einem Autokorso bei den Anhängern bedanken. Aber mit soviel Fans haben die Organisatoren nicht gerechnet: Auf den Straßen stehen tausende Schwarz-Gelbe, der Meistertruck kommt immer wieder zum Stoppen. Die 150 000 erwarteten Fans erweisen sich als pessimistische Schätzung: Nach offiziellen Schätzungen der Polizei feiern mehr als eine halbe Million. Meisterschaften hat der BVB schon viele erlebt, warum ist diese so besonders? „Bei der letzten im Jahr 2002 hatte ich auch Gänsehaut, aber jetzt ist es etwas ganz besonderes, weil die Spieler sich mit dem Verein und der Stadt identifizieren“, sagt Monika Preylowski ganz spontan — und spricht allen BVB-Fans aus der Seele.
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