Michael Wendler: „Ich bin wie ein Sechser im Lotto“
Erfolgsgeschichte: Michael Wendler war Speditionskaufmann, sattelte eher zufällig auf Schlagersänger um und verdient mittlerweile Millionen.
Dinslaken. "Der Wendler ist ein Phänomen", sagt Michael Wendler. Später sagt er: "Im Moment ist der Wendler wie ein Sechser im Lotto." Der 35-Jährige aus Dinslaken redet häufig von sich in der dritten Person - möglicherweise, weil der eigene Erfolg ihn überrollt.
Eher zufällig ist er vor sieben Jahren zum Singen gekommen: "Ich hatte nie Gitarrenunterricht, war nie im Kirchenchor." Aber er hatte die Idee, "der Nachwelt etwas zu hinterlassen" - und dachte offenbar schon damals im größeren Maßstab. Der Speditionskaufmann ("ich war zuständig für Stückgut im Englandverkehr") löste seinen Bausparvertrag über 20 000 Mark auf, schrieb "mal eben zwölf Titel" und ging ins Tonstudio.
Die CD "war ganz schrecklich", sagt Wendler heute. Doch immerhin gefiel sie einem befreundeten WDR-Redakteur so gut, dass er mit ihm neue Lieder produzierte. Kurz darauf gewann Wendler die Deutsche Schlagertrophäe. Für sein erstes Engagement als Sänger in einer Aachener Diskothek bekam er 300 Euro für drei Lieder: "Ich fand unglaublich, dass ich für etwas Geld bekomme, was mir so viel Spaß macht."
Mittlerweile denkt er in anderen Maßstäben. Am 22. September wird er in der Arena Oberhausen auftreten, 11 000 Karten sind bereits verkauft. "Das hat keiner der ,großen Stars’ geschafft. Be-yoncé hatte 3000 Zuschauer in der Arena, Tokio Hotel hatte 8000, Robbie Williams 9000."
Schon im vergangenen Jahr hatte er 10 000 Leute dorthin gezogen - alles Fans seiner Disko-Auftritte, denn damals hatte er noch nicht den Plattenvertrag bei Ariola. Als Wunder bezeichnet Wendler es, dass sich Anfang des Jahres gleich drei große Plattenfirmen "um mich geschlagen und mir Millionen geboten haben. Das ist der dickste Vertrag in der Branche seit 15 Jahren." Andererseits habe die Musikindustrie den 2005 einsetzenden Schlagerboom "total verpennt".
Nicht so der Mann aus Dinslaken. Er kennt die Ochsentour durch die Diskotheken und Schützenzelte ("In NRW bin ich der Megastar") und bekommt 4500 Euro für einen 45-Minuten-Auftritt. Die Schlagerbranche habe zwar den schlechtesten Ruf, sagt er, aber es werde gutes Geld verdient. Für längere Auftritte seien 15 000 Euro Standard, Stars wie Andrea Berg kämen locker auf 75 000 Euro pro Abend.
Da will Wendler auch hin. Den Begriff "König des Pop-Schlagers" hat er sich rechtlich schützen lassen. Diesen Titel bedient er mit dem entsprechenden Sound. In jedem seiner 300 Lieder wummert über allem der Rhythmus: "Ich will die Leute zum Tanzen bringen." Und die Leute mögen das: Die Single "Sie liebt den DJ" ist seit Wochen in den Charts und hat sich 70 000 Mal verkauft. Das "Best of"-Album ging schon 50 000 Mal durch die Kasse.
Seitdem der Sänger, Songschreiber und Komponist bei Ariola ist, kommt er auch an Fernsehtermine. Er war bei Florian Silbereisen in der ARD und bei Andrea Kiewel im ZDF. Das RTL-Magazin "Extra" begleitete ihn gerade zu einem seiner wöchentlichen Auftritte auf Mallorca. Der WDR macht für seine Samstagsendung "A40" Station in Wendlers Villa in Dinslaken.
Zum Ritual der Wendler-Auftritte gehört das "Knubbeln und Knutschen" nach dem Konzert. Da gehen die Fans auf Tuchfühlung, das kann drei bis vier Mal so lange dauern wie sein 45-minütiger Auftritt. "Mir bedeutet das sehr viel", sagt Wendler. Anders als manche Kollegen würde er seine Fans eben nicht verachten.
Person Michael Wendler hat zunächst wie sein Vater Speditionskaufmann gelernt, den Beruf aber "gehasst". Vor sieben Jahren nahm er auf eigene Kosten eine CD auf. Zwei Jahre später bekam er für seinen ersten Disco-Auftritt 300 Euro. Im Frühjahr 2007 unterschrieb er einen Fünf-Jahres-Vertrag bei der Plattenfirma Ariola (SonyBMG), der ihm mehrere Millionen Euro einbringt.
Termine: 31. August: Um Mitternacht in der Wuppertaler Diskothek Charisma, Morianstraße. 22. September: Arena Oberhausen, ab 19 Uhr. 2. Oktober: Skihalle Neuss um Mitternacht. 19. Oktober: Schützenfest in Mönchengladbach um 23 Uhr.