Mit 16 die letzte Jeans getragen
Der Sänger Max Raabe liebt Kleidung wie Frack oder Smoking und führt ein Leben ohne Handy und Laptop. Jetzt hat er mit Annette Humpe ein neues Album produziert.
Herr Raabe, Sie haben gerade Ihr erstes Album veröffentlicht, auf dem nur eigene Lieder zu hören sind. Ist dies ein Schritt weg von der Bühnenfigur im Frack und mit Pomade im Haar?
Max Raabe: Die Schritte heraus habe ich immer wieder gemacht, ohne die Rolle wirklich zu verlassen. Da waren Popsongs wie „Sexbomb“ im Vergleich zu den eigenen Liedern viel extremer. Das aktuelle Projekt ist kein Bruch mit dem Repertoire der 20er Jahre, dafür vielleicht etwas persönlicher.
Werden Sie auf Ihrer Tour wieder mit Frack und steifem Kragen unterwegs sein?
Raabe: Ich werde einen Smoking auf der Bühne tragen.
Haben Sie in Ihrem Kleiderschrank überhaupt eine Jeans?
Raabe: Jeans sind einfach zu unbequem. Im Winter sind sie zu kalt und im Sommer zu warm. Für mich ist das einfach nicht das optimale Kleidungsstück. Ich spreche aus Erfahrung, denn mit 16 hatte ich eine Jeans.
Das Album haben Sie zusammen mit Annette Humpe produziert. Wie kam es dazu?
Raabe: Ich habe mich bei ihr gemeldet, weil ich herausfinden wollte, ob wir ein Stück schreiben können. Wir fanden uns sympathisch, und nach ein paar Monaten rief sie an und sagte, ich habe eine Zeile für Dich. Das war „Küssen kann man nicht alleine“, der Titel des Albums. Ich war elektrisiert. Das hat die Komik, die in der Tradition der 20er Jahre steht.
Wie sah die Zusammenarbeit konkret aus?
Raabe: Wir haben uns an den Flügel gesetzt. Sie hat mir Melodien vorgespielt, zu denen ich mir Texte habe einfallen lassen. Rückblickend war das ein sehr effektiver Sommer am Flügel, in Annettes Küche oder auch mal am Baggersee.
Haben Sie früher auch die Musik von Humpes Gruppe Ideal gehört?
Raabe: Das haben wir vermutlich alle in den 80er Jahren. Bei Ideal hat mir der schräge Wortwitz gefallen, der sich von all dem abgehoben hat, was es vorher gab. Ich mag aber auch heute Künstler wie Peter Fox, die ihren eigenen Humor entwickeln.
Sie führen ein Leben ohne Handy und Laptop. Warum?
Raabe: Wenn ich auf Tour bin, ist immer ein großer Tross dabei, über den ich erreichbar bin. Und zu Hause reicht es, ein- bis zweimal das Band beim Anrufbeantworter abzuhören. Es passiert selten, dass man da mal was verpasst. Das gilt auch für das Internet. Wenn ich mal etwas wissen will, gibt es immer jemanden, den ich fragen kann.
Dann haben Sie auch keinen MP3-Player?
Raabe: Ich höre Vinyl und CDs. Was alles andere angeht, ist das keine Verweigerung, sondern Desinteresse. Wenn ich draußen unterwegs bin, will ich keine Kopfhörer im Ohr haben, sondern meine Umgebung wahrnehmen. Im Wald Musik hören, ist blödsinnig, und in der Stadt möchte ich mitbekommen, wenn jemand vorhat, mich zu überfahren. Ich höre lieber zu Hause Musik und das dann sehr konzentriert.