„Nicht zu billig sexy!“ - 500 Folgen „Shopping Queen“

Berlin (dpa) - Designer Guido Maria Kretschmer ist mit seiner Styling-Show ein Aushängeschild von Vox geworden. In 500 Nachmittagssendungen hat er nur ein einziges Mal null Punkte an eine Kandidatin vergeben.

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Fernsehen ist wie Mode. Schlicht ist häufig besser. Und was könnte schlichter sein, als Frauen Geld in die Hand zu drücken und zum Einkaufsbummel zu schicken? Da kommen wundervolle Szenen heraus - Hetzjagden durch Fußgängerzonen, Feilschereien an der Kasse und Nervenzusammenbrüche in der Umkleidekabine. Mit diesem Rezept hat sich die Vox-Sendung „Shopping Queen“ eine treue Gemeinde erobert.

Im Schnitt 650 000 Zuschauer schalten nachmittags ein, wenn fünf Damen um die „ Shopping Queen“-Krone wetteifern. Es läuft seit 2012 immer gleich ab. Eine Teilnehmerin bekommt 500 Euro Budget, um in vier Stunden einen vorgegebenen Look zusammenzustellen. Derweil dürfen vier Konkurrentinnen im zurückgelassenen (oftmals riesigen) Kleiderschrank herumschnüffeln. Vorher gibt es noch einen Prosecco. Designer Guido Maria Kretschmer kommentiert das Ganze mit sanften Lästereien aus dem Off. Am Montag (8. September) um 15 Uhr läuft die 500. Folge.

Dieses Mal lernen die Zuschauer Ipek kennen - 26 Jahre alt, 1,77 Meter groß, 71 Kilo schwer, Kleidergröße 38, Schuhgröße 41. Wer bei „Shopping Queen“ mitmacht, hat danach deutlich weniger Geheimnisse. Die charmante Deutschtürkin ist sich sicher: „Ich werde Shopping Queen, weil alles, was ich anziehe, einfach gut aussieht an mir.“

Die Angestellte aus einem Inkasso-Büro rast mit ihrer besten Freundin Ayse (22) in eine Düsseldorfer Boutique. „Zerrissene Jeans - egal welche“, ruft Ipeks Helferin noch im Laufen atemlos der Verkäuferin zu. Ipek hat sie zuvor eingeschworen: „Schatz, ich muss das gewinnen. Mach irgendwas.“ Und der freundliche Designer, der immer erst im Nachhinein den Senf dazugeben darf, hat feste Vorstellungen, was die junge Frau kaufen sollte: „Ich will sie nicht zu rockig sehen. Und nicht zu billig sexy!“ Die Kandidatin verzweifelt in der Umkleide.

Erst am Ende der Woche wird feststehen, ob Ipek beim besten Look - diesmal kombiniert zu einer Lederjacke - das Rennen gemacht hat. Nur wer die anderen Frauen und Kretschmer beim Thema „Jubel, Trubel, Designerstück“ letztlich überzeugt hat, bekommt 1000 Euro oben drauf.

Kretschmer ist seit Jahren kontinuierlich auf der Erfolgsspur. Neben seinen Mode-Linien entwirft er Kleidung für Fluglinien und Konzerne, aber auch Kostüme für Theater und Film. Im Fernsehen ist er immer präsenter und als Sympathieträger geschätzt. Als Spin-Off von „Shopping Queen“ brachte er „Promi Shopping Queen“ (ebenfalls Vox) heraus, später die Umstyling-Show „Hotter Than My Daughter“ (RTL). Bei der RTL-Show „Das Supertalent“ stieß Kretschmer zur Jury.

Nicht nur mit seinen freundlich-gehässigen Kommentaren hat er viele Frauenherzen erobert. Von einer Hilfsorganisation hat er zum Beispiel einen verletzten Windhund unter seine Fittiche genommen. Mit Rücksicht auf die Operation an dessen gebrochenem Bein verzichtete er in diesem Sommer auf eine große Reise. „Das ist jetzt wichtiger.“

113 Shopping Queens und 3 Shopping Kings wurden in der Sendung bisher gekürt. Die durchschnittliche Kandidatin ist 35 Jahre alt, hat ein monatliches Shoppingbudget von 275 Euro und Kleidergröße 38.

Kretschmer hat in den 500 Folgen viel erlebt. „Aber eine Dame schaffte es tatsächlich, mich etwas aus der Fassung zu bringen: Sie ließ sich beim Einkaufen von dem Shopping-Geld Botox spritzen. Das konnte ich nicht verstehen — das war nicht "Shopping Queen" für mich. Dafür musste ich ihr einfach null Punkte geben.“ Das einzige Mal in der Geschichte der Sendung. Die Bestnote „10 Punkte“ hat Kretschmer aber auch nur sehr selten vergeben - insgesamt gerade fünfmal.

Auf die Frage nach der bestangezogenen Frau Deutschlands fallen Kretschmer spontan „Barbara Schöneberger, Iris Berben und Hannelore Elsner“ ein. „Das sind alles tolle Frauen, die im Leben stehen und das auch mit ihrem Kleidungsstil zeigen. Sie wissen, wie sie ihren Körper betonen und beweisen damit einen hervorragenden Geschmack, Stil und Eleganz.“