Niveau-Limbo und Klappkaribik

Das Jugendwort 2010 ist gewählt. Aber wer spricht überhaupt so?

München. Wenn Jugendliche sich darüber beschweren, dass das Niveau im Fernsehen sinkt, sprechen sie von "Niveau-Limbo". Guckt das Schild der Unterhose aus der Jeans, ist das ein "Arschfax", und wenn jemand sich selbst googelt, heißt das auf jugendlich "egosurfen". Das sagt zumindest der Langenscheidt-Verlag, der diese Wörter bei seiner Wahl zum "Jugendwort des Jahres" auf das Treppchen gehoben hat.

Dass der Verlag damit auch die Werbetrommel für sein regelmäßig aktualisiertes Lexikon "Hä?? Jugendsprache unplugged" rühren will, ist klar. Trotzdem ist die Wahl eine gute Sache, sagen Wissenschaftler.

Über eins müsse man sich bei der sogenannten "Jugendsprache" allerdings im Klaren sein, sagt der Jugendforscher Klaus Hurrelmann, einer der Autoren der Shell-Jugendstudie: "Jugendliche reden nicht immer so." Wörter wie die jetzt ausgezeichneten seien speziellen Situationen und Gesprächspartnern vorbehalten. "Das sind keine Wörter, die in den Alltags-Sprachgebrauch integriert werden", betont Hurrelmann. Sie würden nur benutzt, wenn es darum gehe, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Trotzdem verraten diese Wörter einiges über die Jugendkultur von heute, sagt der Professor. "Das Wort Niveau-Limbo zeigt zum Beispiel, dass die Jugendlichen Standards durchaus kennen und verinnerlicht haben - das finde ich schon interessant."

Noch mehr Aufschluss über die junge Generation gebe allerdings "egosurfen" auf Platz drei. Der eigene Status sei extrem wichtig, sagt Hurrelmann. Und dazu passe, dass sich ein spezielles Wort für das "Sich-selbst-Googeln" entwickelt habe. "Das gehört zur Grundausstattung eines jungen Menschen - man muss gucken, wo man steht. Das war schon immer so, hat sich aber in Zeiten der Kontaktnetzwerke noch verstärkt."