Philip D. Murphy: Der Statthalter

Der US-Botschafter gehört zu den Informanten, die in den Depeschen über deutsche Spitzenpolitiker herziehen.

Philip D. Murphy konnte den Bundespresseball noch genießen. Da saß der US-Botschafter mit Frau Tammy standesgemäß am wichtigsten Tisch. Die Konversation mit Bundespräsident Christian Wulff sah gewohnt locker aus. Aber natürlich ahnte der 53-Jährige schon, was auf ihn zukommt.

In den Depeschen der US-Botschaft in Berlin, die Wikileaks veröffentlichte, wird über deutsche Spitzenpolitiker ziemlich hergezogen. Auch Murphy selbst lästerte mit. Jetzt muss er sich um Schadensbegrenzung kümmern.

Bei allem Ärger kommen dem Statthalter von US-Präsident Barack Obama zwei Sachen zugute. Zum einen ist er recht neu im Amt, seit September 2009. Die meisten Läster-Protokolle stammen also noch von den Vorgängern. Zum anderen ist Murphy kein Diplomat der alten Schule, sondern jemand, der mit Öffentlichkeit umgehen kann.

Für den Harvard-Absolventen ist der Job in Berlin der erste Diplomatenposten überhaupt. Zuvor war er 23 Jahre bei der Investmentbank Goldman Sachs beschäftigt. In dieser Zeit wurde er zum vielfachen Millionär. Den Botschafterposten bekam der Vater von vier Kindern als Dank dafür, dass er Obama beim Spendensammeln half.