Panzer gegen Drogenbanden in Rio: 34 Tote

Rio de Janeiro (dpa) - Die brasilianische Polizei hat am Donnerstag erstmals Panzer im Kampf gegen die mächtigen Drogenbanden in den Slums der Millionenmetropole Rio de Janeiro eingesetzt.

Sechs der Kettenfahrzeuge mit schweren Maschinengewehren drangen in das Armenviertel Vila Cruzeiro vor, das als eine der Hochburgen der kriminellen Banden gilt. Zugleich waren 650 schwer bewaffnete Polizisten mit militärähnlicher Ausrüstung im Einsatz. Seit dem Beginn der Auseinandersetzungen am Montag sind nach Berichten brasilianischer Medien mindestens 34 Menschen erschossen worden.

Das Fernsehen übertrug Livebilder von brennenden Fahrzeugen und dunklen Rauchwolken über dem Stadtteil. Hunderte bewaffnete Mitglieder der Drogenbanden setzten sich auf Motorrädern, Pickups und auch zu Fuß in den benachbarten Stadtteil Alemao ab. In den Liveaufnahmen war auch zu sehen, wie einzelne von ihnen von Kugeln getroffen wurden und am Straßenrand liegenblieben. Auch in Alemao wird ein Angriff der Polizei erwartet.

Unter den Kämpfen leidet vor allem die Bevölkerung in den Slums, die in Rio Favelas heißen. Die Menschen versteckten sich in ihren Häusern, die Schulen blieben geschlossen. Unter den Toten dieser Woche waren nach Angaben lokaler Medien mindestens drei Unbeteiligte. Eine 14-Jährige sei am heimischen Computer von einer Polizeikugel getroffen worden. Die Banden sollen aus den Favelas vertrieben werden, bevor 2014 in Rio das Finale der Fußballweltmeisterschaft und 2016 die Olympischen Sommerspiele ausgetragen werden.

Die schwer bewaffneten Drogenbanden hatten die Polizisten mit einem Kugelhagel empfangen. Zudem setzten sie immer wieder Busse und andere Fahrzeuge in Brand - seit Montag mehr als 40. Die Polizei wurde um 2000 Beamte verstärkt. Nach Geheimdiensterkenntnissen planten Drogenbanden wie „Comando Vermelho“ (Kommando Rot) oder „Amigos de los Amigos“ (Freunde der Freunde) auch Bombenanschläge auf Orte mit vielen Menschen. Allein dem „Comando Vermelho“ sollen bis zu 5000 bewaffnete Kriminelle angehören.

Nach Einschätzung von Gouverneur Sergio Cabral sind die Anschläge der Drogenbanden eine Reaktion darauf, dass bereits 14 Favelas von der Polizei gestürmt wurden. Auch seien inhaftierte Drogenbosse in weit entfernte Hochsicherheitsgefängnisse im Süden und Norden des Landes verlegt worden.