Revolution in Englands Kirche: Frauen dürfen Bischof werden
1300 männliche Geistliche drohen mit dem Austritt.
London. Die "gläserne Decke" im Management kennen viele Frauen - jene unsichtbare und unüberwindbare Hürde, die sie von den besten Jobs im Unternehmen fernhält. Anglikanische Priesterinnen konnten gar ein Klagelied über die Buntglasdecken der Kirche von England singen. Ihnen ist nun auf der Generalsynode in York jedoch der Durchbruch gelungen: Die Bischofsweihe dürfen jetzt auch sie empfangen. Die erste Frau im Amt wird aber erst 2014 erwartet.
Am Ende einer zermürbenden, sechsstündigen Diskussion stand das Ergebnis fest: 28 Synodenbischöfe stimmten der künftigen Ordination von Frauen ohne größere Einschränkungen zu, zwölf votierten dagegen. Auch unter den Priestern und Laienvertretern fiel die Abstimmung eindeutig aus. Vor der Entscheidung hatten rund 1300 Geistliche gedroht, die Kirche zu verlassen.
Die Gegner der Liberalisierung der anglikanischen Kirche, die neben Frauen auch Homosexuelle in Kirchenämtern ablehnen, reagierten enttäuscht. "Wenn es keine Regelung gibt, die es uns ermöglicht, Würde zu bewahren, dann werden wir unweigerlich herausgedrängt", erklärte der Bischof von Fulham, John Broadhurst. Auch der Vatikan bedauerte die Entscheidung. Sie sei eine "weitere Hürde auf dem Weg der Aussöhnung zwischen der Katholischen und der Kirche von England".
Das eigentliche Ziel der Synode war jedoch genau das: die verhärteten Fronten zwischen fortschrittlichen und traditionellen Anglikanern aufzuweichen, die Traditionalisten mit "Schutzmechanismen" zu bedenken. Ein Viertel der anglikanischen Geistlichen argumentiert nämlich, aus Gewissensgründen nicht unter einer Frau dienen oder das Sakrament empfangen zu können. Selbst den Vorschlag, männliche "Super-Bischöfe" einzuführen, lehnten die Gegner ab.
"Jesus Christus ist eine Ikone, er ist Gottes Gesandter", wetterte zum Beispiel die Delegierte Elnora Mann, "beim Abendmahl akzeptieren wir, dass er sich geopfert hat. Wie könnte ich da die Hostie aus den Händen einer Bischöfin, einer Frau, annehmen?" Ihr Erklärungsversuch mag holprig daherkommen, doch viele Geistliche denken wie sie, und haben für sich eine "Kirche in der Kirche" gefordert, die frei von den Einflüssen der Moderne gehalten wird.
Einige der Pfarrerinnen, die sich auch diese Funktion vor 15Jahren hart erstreiten mussten, kündigten an, "lieber das Handtuch zu schmeißen" als in einer "diskriminierenden Zwei-Klassen-Kirche" arbeiten zu wollen. "Frauen wirken auch in anderen Institutionen als Führungspersonen", argumentierte Vivienne Faull, eine von nur zwei Dekaninnen der Church of England.