Rheinische Kirche ermittelt in drei Missbrauchs-Fällen
Düsseldorf (dpa). Die Evangelische Kirche im Rheinlandermittelt derzeit in drei Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch.Die möglichen disziplinar- und strafrechtlichen Verfahren beträfenPfarrer und Kirchenbeamte, teilte die zweitgrößte deutscheLandeskirche am Montag in Düsseldorf mit.
Seit Einführungeines verbindlichen Verfahrens zum Umgang mit möglicher sexuellerGewalt im Jahr 2003 seien zunächst 18 Fälle angezeigt und verfolgtworden, die bisher in 13 Fällen zu juristischen und disziplinarischenSchritten geführt hätten. In 20 weiteren Fällen hätten dieBetroffenen ausdrücklich keine Bestrafungen gewollt.
Durch die aktuelle Medienberichterstattung hätten sich in denvergangenen Tagen nochmals fünf Männer und Frauen aus Nordrhein-Westfalen und drei aus Rheinland-Pfalz gemeldet, deren Erlebnisseaber teils bis zu 50 Jahre zurückliegen, erklärte die Vizepräses derrheinischen Kirche, Petra Bosse-Huber. „Wir sind beschämt undentsetzt. Wir bitten die Opfer um Verzeihung“, sagte die Theologin.
Es sei bei der Aufklärung „völlig unerheblich“, dass viele derVorfälle bereits vor Jahrzehnten geschehen sei.Als bisher einzige Selbstanzeige aus dem kirchlichen Raum habesich eine zur Diakonie gehörige Behinderten-Einrichtung ausDüsseldorf gemeldet, wo möglicherweise 17 Kinder mit einerumstrittenen Therapie misshandelt worden seien.In den Berichten Betroffener gebe es Hinweise darauf, dass dieKirche „nicht zu allen Zeiten“ angemessen auf Verdachtsmomentereagiert habe, sagte die Vizepräses.
Jedem Verdacht der Vertuschungsoll aber ebenso nachgegangen werden wie den Vorwürfen von Missbrauchund Misshandlung selbst. „Hoch unverantwortlich“ sei es, verdächtigteKirchenmitarbeiter in andere Bereiche zu versetzen; dies sei aberauch innerhalb der rheinischen Kirche nicht geschehen, betonte Bosse-Huber.Gemeinsamkeiten mit der katholischen Kirche sehe sie bei derAufklärung der Fälle von Missbrauch und Gewalt nicht, unterstrich dieTheologin.
„Wir sind unterschiedliche Wege gegangen und habenunterschiedliche Milieus.“ Die rheinische Kirche, die mit fast dreiMillionen Protestanten von Emmerich bis Saarbrücken reicht, hat 2003als erste deutsche Landeskirche nach niederländischem Vorbild einVerfahren zum Umgang mit entsprechenden Straftaten eingeführt.