Schiffskatastrophe in Südkorea
Bei der Schiffskatastrophe in Südkorea spielen sich dramatische Szenen ab. Hunderte Passagiere werden noch vermisst.
Seoul. Der Schiffsausflug von mehr als 300 südkoreanischen Schülern zu einem Insel-Ferienparadies endet in einer Katastrophe. Mittwochmorgen hören sie während der Fahrt einen lauten Schlag. Dann stoppt die Fähre „Sewol“, die die Jugendlichen und die anderen der insgesamt fast 460 Passagiere auf die Insel Cheju vor der Südküste bringen sollte. Was sich dann genau auf dem Schiff abspielte, ist bisher noch nicht ganz klar. Fest steht, dass die „Sewol“ vor der Südwestküste Schlagseite bekam, sich immer mehr mit Wasser füllte und schließlich sank.
Das Ausmaß des Desasters war auch am Abend noch unklar: Die Behörden teilten mit, das Schicksal von fast 280 Menschen sei nicht bekannt. Die Küstenwache befürchtete, dass es vielen Reisenden nicht mehr möglich war, sich aus dem sinkenden Schiff zu befreien. Experten hielten es für möglich, dass der Rettungsweg blockiert war. Viele der Reisenden waren jung, sie waren Schüler einer Oberschule aus einer Seouler Vorstadt.
Die See war ruhig, als das Schiff am Vorabend von Inchon in Richtung Süden aufbrach. „Ganz plötzlich spürte ich, wie es mit Gewalt auf die Seite kippte“, sagte ein Mann mittleren Alters in einem Krankenhaus dem Sender Arirang. „Die Menschen waren in ihren Kabinen gefangen, weil sie die Türen nicht öffnen konnten.“ Ein geretteter Schüler sagte: „Dinge fielen herunter, und die Menschen rutschten nach unten.“ Schüler Lim Hyung Min sagte dem Sender YTN, dass er zu einem Rettungsboot geschwommen sei. Das Wasser sei sehr kalt gewesen. „Ich beeilte mich, ich wollte nur überleben.“
Die Ursache des Unglücks war zunächst ungewiss. Als wahrscheinlich galt, dass die mehrstöckige Fähre auf einen unter Wasser liegenden Felsen auflief. Aber ist es möglich, auf der vielbefahrenen Strecke zwischen der westlichen Küstenstadt Inchon und Cheju einen Felsen zu übersehen? Oder gab es eine Kollision mit einem anderen Schiff?
So wurde auch spekuliert, die Besatzung sei möglicherweise außerhalb der sonst üblichen Route gefahren. Doch das Ministerium für Ozeane und Fischerei wies dies zurück und erklärte, das Schiff habe sich auf einem sicheren Kurs befunden. Auch ein Maschinenproblem wurde nicht ausgeschlossen.
Auf der havarierten Fähre müssen sich chaotische Szenen abgespielt haben. Unklar blieb zunächst, ob die Insassen aufgerufen wurden, mit Schwimmwesten ins Wasser zu springen oder zu warten. Die Rettungskräfte trafen ungefähr eine halbe Stunde nach dem ausgesendeten Notruf an der Unglücksstelle ein.
Fassungslos machte Familien, wie die Behörden informierten. Anfangs war von 100 Vermissten die Rede. Doch der Krisenstab der Regierung korrigierte dann die Zahl um fast das Dreifache nach oben. Es habe Doppelzählungen der Geretteten gegeben.
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