Schock in Thüringen: Siebenjährige getötet
Zella-Mehlis (dpa) - Grausiger Fund im Wald: Ein siebenjähriges Mädchen ist in Thüringen einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen.
Nur einen Tag nach dem Verschwinden der kleinen Mary-Jane aus Zella-Mehlis wurde die Leiche der Grundschülerin am Samstagmorgen entdeckt - in einem Bachlauf knapp 1,5 Kilometer von der Wohnung der Mutter entfernt. Zur genauen Todesursache oder zu möglichen Tatverdächtigen wollte die Polizei am Sonntag aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen.
Die Menschen in der 11 500-Einwohner-Kleinstadt reagierten entsetzt auf den Tod des Mädchens mit den schulterlangen, hellbraunen Haaren. „Das hat schon Gänsehautgefühl erzeugt. Das hat mich und meine Frau geschockt“, sagte Bürgermeister Karl-Uwe Panse (parteilos) der Nachrichtenagentur dpa. „Die Stadt ist geschockt.“ Gut 700 Bürger versammelten sich am Samstagabend spontan zu einem Trauermarsch, auch eine Mahnwache gab es. Am Eingang des Wohnhauses von Mary-Jane wurden Blumen und Kerzen aufgestellt. „Ein Engel möge Dich beschützen“, stand auf einem Zettel.
Mary-Jane hatte nach bisherigen Erkenntnissen am Freitag gegen 16.00 Uhr die Schule verlassen. Gegen 19.00 Uhr alarmierte die 28 Jahre alte Mutter die Polizei und meldete ihre Tochter als vermisst. Die Beamten starteten eine Suchaktion mit Dutzenden Einsatzkräften, Hunden und einem Hubschrauber mit Wärmebildkamera - doch sie fanden das Mädchen nicht. Am Samstagmorgen gegen 10.00 Uhr dann die schreckliche Gewissheit: Mary-Jane ist tot. Wanderer hatten sie in dem Bachlauf gefunden.
Die zierliche Schülerin war bekleidet, trug eine lila-rosafarbene Jeans und ihre Jacke in Tarnfarbenlook. Allerdings fehlte ihre knallrote Schultasche. „Den Schulranzen haben wir noch nicht gefunden“, sagte Polizeisprecher Eberhard Wagner aus Suhl. Die Ermittler riegelten den Fundort am Fuße des Ruppbergs - eines beliebten Ausflugsziels für Touristen und Einheimische - weiträumig ab. Stundenlang wurden Spuren wie frische Reifenabdrücke gesichert, bevor das tote Mädchen schließlich am Abend einem Gerichtsmediziner übergeben werden konnte. Der stellte zweifelsfrei fest: Mary-Jane starb nicht bei einem Unfall, sondern wurde getötet.
Nach Ermittlerangaben lebten Mary-Jane und ihre Mutter in geordneten Verhältnissen in einem Plattenbau. Das Mädchen besuchte die städtische Schiller-Schule, galt nach Worten des Polizeisprechers als zuverlässig. „Es ist eine ganz normale Familie.“ Fragen nach dem möglichen Täter wollte Wagner nicht beantworten. Der Vater des Kindes, der von der Familie getrennt und außerhalb Thüringens lebe, komme als Täter nicht infrage. „Es gibt keinen Beziehungsstress mit dem Vater.“ Ob der Fundort auch der Tatort ist, wurde zunächst nicht mitgeteilt.
„Ich bin sehr zuversichtlich, dass man diese Geschichte aufklären wird“, betonte Bürgermeister Panse. Alle für das Wochenende geplanten Veranstaltungen wurden abgesagt, so ein Konzert auf dem Marktplatz und der verkaufsoffene Sonntag. Auch die Sommersonnenwende-Feier auf dem 866 Meter hohen Ruppberg sei gestrichen worden, sagte der Vorsitzende des Ruppbergvereins, Michael Haseney.
Vor sieben Jahren hatte in Südthüringen der Tod der kleinen Jessica für Entsetzen gesorgt. Die Sechsjährige war am 22. Juni 2004 nahe ihres Wohnorts Metzels (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) von einem vorbestraften Sexualtäter missbraucht und mit einem Schraubenzieher erstochen worden.