Sekretärin — Multitalent aus dem Vorzimmer

Rubina Chand hat Deutschlands beste Assistenz. Wenn es ums Aufräumen geht, ist sie besonders schnell und kreativ.

Fellbach. Der Schreibtisch ist ein einziges Chaos. Bewerbungsunterlagen und Rechnungen stapeln sich, alles liegt durcheinander. Nur wenige Minuten hat die Sekretärin, um hier für Ordnung zu sorgen.

Keine leichte Prüfung. „Für die erste Aufgabe hatten wir zu wenig Zeit“, sagt Rubina Chand. Im normalen Arbeitstag sei das nie so hektisch. Die perfekte Sekretärin müsse ja jederzeit alles im Griff haben.

Genau darum geht an diesem Tag in Fellbach: Zehn Frauen kämpfen um den Titel „Deutschlands beste Sekretärin“ und müssen sich in Sachen Multitasking, Improvisationstalent und Auffassungsgabe beweisen. Der Gewinnerin winken 2500 Euro. Geschlossen gehen die Finalistinnen — alle im Kostüm — auf die Bühne. Die 35-jährige Chand aus Köln arbeitet bei einer Unternehmensberatung.

Die zweite Aufgabe steht an, Nervosität macht sich breit. Jetzt geht es darum, in fünf Minuten einen Brief an das britische Königshaus zu schreiben und die Queen davon zu überzeugen, aus Prinz George einen Werbeträger für Baby-Shampoo zu machen.

Der Wettbewerb „Deutschlands beste/r Sekretär/in 2013“ wird regelmäßig von einem Stuttgarter Bürohersteller veranstaltet. In diesem Jahr hatten sich 200 Kandidaten beworben. Auch Männer sind ausdrücklich zugelassen — doch keiner hat sich für das Finale qualifiziert.

Der Wettbewerb will erklärtermaßen Büro-Talente in den Vordergrund rücken. Zeigen, wie hart man sein muss, um dem Chef den Rücken freizuhalten.

„Sag mal, du wolltest doch eh schon länger abnehmen. . .“, versucht eine Kandidatin kreativ einem Kollegen den Firmenwagen abzuschwatzen. Es ist mittlerweile die dritte Runde im Wettbewerb. Die Frauen sollen einem Mitarbeiter diplomatisch erklären, dass die Firma ihm seinen Dienstwagen wegnimmt.

Rubina Chand löst diese Aufgabe etwas charmanter. „Wir können das mit Mietautos überbrücken und ich helfe dir auch gern bei der Reiseplanung“, schlägt sie vor. Ihr Gegenüber willigt ein. Auch bei der letzten Aufgabe, einem Gedächtnistest, hat Chand die Nase vorne und kann sich mehr Namen und Fakten merken, als die Konkurrenz.

Als der erste Platz verkündet wird, kann Chand es trotzdem kaum fassen. Sie selbst sei nur auf Umwegen zum Sekretärinnen-Job gekommen, erzählt sie: Nach ihrem Abitur hatte sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert. Im Wettbewerb jedoch konnte sie sich gegen die anderen Vorzimmerdamen durchsetzen — bei vielen haperte es schon beim Englisch.