Spanische Priester rebellieren gegen katholischen Weltjugendtag
Das Treffen findet im August in Madrid statt. In einem offenen Brief kritisieren 120 Kirchenmänner den Aufwand von 50 Millionen Euro.
Madrid. Neue Zeiten, neue Sitten: Papst Benedikt XVI. kommt Mitte August zum katholischen Weltjugendtag in die spanische Hauptstadt Madrid. Und weil dieses größte religiöse Jugendfestival auf dem Globus sündhaft teuer ist, hat der Heilige Vater um irdische Hilfe gebeten.
Mehr als 50 Millionen Euro soll das einwöchige Treffen kosten, das von dutzenden Wirtschaftskonzernen wie Coca Cola oder der Großbank Santander mit Millionenbeträgen gesponsert wird. Diese Kommerzialisierung des Ereignisses gefällt freilich nicht allen Katholiken.
120 Priester, überwiegend aus den Armenvierteln der Millionenstadt Madrid, kritisieren in einem offenen Brief das kostspielige Jugendfest und den begleitenden „Pomp“ als „sozialen Skandal“ in einem Land, in dem wegen der tiefen Finanz- und Wirtschaftskrise immer mehr Leute in die Armut rutschen. Und in dem knapp 21 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung ohne Job sind — bei den unter 25-Jährigen sind sogar 45 Prozent ohne Arbeit.
Spaniens Oberhirten dagegen verweisen darauf, dass der Weltjugendtag dem Steuerzahler „keinen einzigen Euro“ kosten werde. Vielmehr würden die Ausgaben zum großen Teil von den rund eine Million erwarteten Teilnehmern bestritten, die zwischen 30 und 210 Euro bezahlen. Etwa 30 Prozent der Organisationskosten sollen von den Sponsoren aus der Wirtschaft kommen — darunter ist auch Spaniens größte Bierbrauerei namens Mahou und der Kaufhaus-Multi Corte Ingles.
Madrids konservativer Bürgermeister, Alberto Ruiz-Gallardon, glaubt sogar, dass der Weltjugendtag ein gutes Geschäft für die Hauptstadt werden könnte, in der mehr als drei Millionen Menschen leben. Man rechne mit „nicht weniger als 100 Millionen Euro“ an Einnahmen in den Kassen der Hotels, Restaurants, Geschäfte, Souvenirshops und Transportunternehmen durch das Treffen.
Der Weltjugendtag beginnt am 16. August mit Teilnehmern und Bischöfen aus 193 Ländern. Zwei Tage später kommt der Papst zu dem Treffen. Die internationalen Jugendtage wurden von Papst Johannes Paul II. 1985 ins Leben gerufen. Die jüngsten fanden 2005 in Köln und 2008 im australischen Sydney statt.