Stella Rimington: James Bond ist nur ein Ballermann
Stella Rimington war die erste Frau an der Spitze des britischen Geheimdienstes. Jetzt schreibt sie Spionagethriller.
WZ: Frau Rimington, wie behält man ein Geheimnis für sich?
Stella Rimington: Wenn Sie besorgt sind, dass durch eine Enthüllung Schaden entsteht, ist das ganz einfach. Oft vergesse ich auch schlicht die Dinge, über die ich nicht reden darf. Naja, und andere Geheimnisse lüftet die Zeit sowieso: Viele alte Geheimdienstakten sind heute in Archiven zugänglich.
Rimington: Sagen wir so: Ich nutze meine persönlichen Erfahrungen als Geheimdienstchefin nur als Rohmaterial für meine Fantasie. Echte Fakten finden Sie nicht in meinen Büchern.
Rimington: Ja, Liz hat einige Gemeinsamkeiten mit mir. Allerdings sieht ihr Alltag anders aus als meiner damals. Ich erlaube ihr, Sachen zu sagen, die ich einst gedacht, aber nie auszusprechen gewagt hätte. Außerdem steht sie den männlichen Kollegen in nichts nach. Als ich Ende der Sechziger beim MI5 begann, durften Frauen höchstens Papiere sortieren und den Männern behilflich sein.
Rimington: Oh Gott! Liz ist meine Antwort auf James Bond - auf einen Macho, der um sich ballert, zu viel trinkt und so gar kein Teamplayer ist.
Rimington: Also, sie sind alle auf ihre Weise charmant. Und natürlich kompetent. Aber ansonsten ist Bond eine unrealistische Figur. In Wahrheit sitzt man beim Geheimdienst oft in Meetings oder studiert Akten.
Rimington: Ja. Das ist so.
Rimington: Das war höchstens zu Beginn meines Ruhestandes so. Als ich noch im Aufsichtsrat des Kaufhauses Marks & Spencer engagiert war, dachten die Leute auch, ich würde alle ihre Geheimnisse kennen. Aber es ist ja nicht so, dass der MI5 über jeden eine Akte hätte. Und selbst wenn es so wäre, könnte ich mir so viele Details gar nicht merken.
Rimington: Keine Sorge, gar nicht. Ich weiß nämlich aus persönlicher Erfahrung, wie schwierig es ist, das Privatleben mit einem geheimen Job zu verbinden. So kann Liz sich wenigstens ab und zu bei einem Glas Wein entspannen.