Steve Fossetts Schicksal ist geklärt
13 Monate nach dem mysteriösen Verschwinden des Piloten gibt es nun Gewissheit: Sein Leichtflugzeug zerschellte in über 3000 Metern Höhe nahe der Ortschaft Mammoth Lakes an einer Bergwand.
San Francisco. Der legendäre US-Abenteurer Steve Fossett hat zahlreiche Rekorde aufgestellt und waghalsige Expeditionen überlebt. Am Ende wurde ihm ein Flug über die malerische kalifornische Sierra-Nevada-Bergkette zum Verhängnis. 13 Monate nach dem mysteriösen Verschwinden des Piloten gibt es nun Gewissheit: Sein Leichtflugzeug zerschellte in über 3000 Metern Höhe nahe der Ortschaft Mammoth Lakes an einer Bergwand.
"Es war ein Frontalzusammenstoß mit dem Berg, in einen Felsen hinein", sagte Polizeisprecher John Anderson am Donnerstag. "Das Flugzeug ist auseinandergefallen. Den Motor haben wir hundert Meter vom Rumpf entfernt gefunden".
Alles deute auf einen "tragischen Unfall" ohne Überlebenschance hin, so die Einschätzung von Mark Rosenker, Ermittler der nationalen Flugaufsichtsbehörde NTSB. Die Maschine habe nach dem Aufprall Feuer gefangen. Nur "ganz geringe" Spuren menschlicher Überreste wurden in den weit verstreuten Trümmern gefunden. Sie sollten einer DNA-Analyse unterzogen werden, mehr gab Rosenker nicht bekannt. Andere mutmaßen, dass wilde Tiere Teile der Leiche möglicherweise in das dichte Unterholz verschleppt haben.
Dutzende Suchmannschaften mit Spürhunden wollten die unwirtliche Region hoch in der Sierra Nevada am Freitag weiter durchkämmen. Die Trümmerreste sollten mit einem Hubschrauber geborgen und für weitere Untersuchungen abtransportiert werden. "Es wird Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis wir mehr darüber wissen, was sich an diesem Tag auf dem Berg abspielte", sagte Rosenker.
Ganz in der Nähe hatte ein Wanderer zu Beginn der Woche Fluglizenzen mit Fossetts Namen, einen Pullover und zehn Hundert- Dollar-Noten gefunden. Abseits von Wanderwegen stieß der 43-jährige Preston Morrow auf die ausgeblichenen Geldscheine. "Wow, Hundert- Dollar-Noten", war seine erste Reaktion, ohne den Fund sofort mit dem Verschollenen in Verbindung zu bringen. Erst einen Tag später alarmierte er die Polizei.
Die Hoffnung, Fossett lebend zu finden, hatten Angehörige und Freunde schon Wochen nach seinem Verschwinden aufgegeben. Im Februar war er auf Antrag seiner Ehefrau Peggy Fossett von einem Gericht für tot erklärt worden. Am Donnerstag bedankte sich die Witwe bei den Helfern. Der Fund des Flugzeugs würde ihr endlich erlauben, "dieses schmerzhafte Kapitel in meinen Leben zu schließen", hieß es in ihrer Mitteilung.
Fossett wollte am 3. September 2007 auf einem kurzen Rundflug im US-Staat Nevada mit einer einmotorigen Maschine eine Piste für einen Rekordversuch mit einem raketengetriebenen Fahrzeug ausfindig machen. Eigentlich keine Herausforderung für jemanden, der 2002 die erste Solo-Nonstop-Umrundung der Erde in einem Ballon meisterte und drei Jahre später mit dem Leichtflugzeug "GlobalFlyer" als erster Mensch allein ohne Zwischenstopp rund um die Welt flog.
Auch den Ärmelkanal durchschwamm er. Nach einer Notlandung war Fossett einmal 50 Kilometer zu Fuß gegangen, um Hilfe zu holen. Nach so vielen Extrem- Erfahrungen hatten viele die Hoffnung, er könnte einen Absturz in der Wüste überlebt haben und harre irgendwo aus.
Entsprechend umfassend war die Suche - eine der größten und intensivsten nach einem verschollenen Flugzeug in der jüngeren Geschichte der USA. Rund 52 000 Quadratkilometer und damit mehr als die Fläche Niedersachsens hatten Suchtrupps überflogen oder durchquert. Dabei hatten sie auch die kalifornischen Gipfel an der Grenze zu Nevada abgesucht. 19 Mal sei dieses Gebiet damals überflogen worden, ohne dass die Helfer fündig wurden, erklärte Einsatzleiter Jeff Page am Donnerstag. "Es ist eine dicht bewaldete Gegend mit viel Unterholz", sagte er über die schwierigen Suchbedingungen.
Schon bald nach dem Verschwinden des Millionärs, der seinen Reichtum als Rohstoffhändler in Chicago und dann als erfolgreicher Unternehmer aufgebaut hatte, sprachen viele vom "Nevada-Dreieck" in Anlehnung an das Bermuda-Dreieck im Atlantik. Dort waren zahlreiche Schiffe und Flugzeuge spurlos und auf rätselhafte Weise verschwunden. Nach Einstellung der offiziellen Suchaktion gaben Fossetts Familie und Freunde mehr als eine Million Dollar für weitere Nachforschungen aus. "Er war einer, der immer überlebte", sagte Peggy Fossett unter Tränen vor Gericht, als ihr Mann im Februar für tot erklärt wurde. "Jeder dachte, er würde eines Tages hereinspazieren und von einem weiteren Abenteuer erzählen."