Sturmschäden: Kahlschlag im NRW-Wald

25 Millionen Bäume liegen am Boden, die Aufräumarbeiten laufen erst an. Das Land bietet Waldbesitzern Bürgschaften an.

Düsseldorf. Es war die größte Katastrophe, die je über die Wälder zwischen Rhein und Weser hereingebrochen ist: 25 Millionen Bäume wurden durch den Orkan "Kyrill" in der vergangenen Woche umgeweht. Die nackten Zahlen könnten allerdings das wahre Ausmaß der Schäden kaum wiedergeben, sagte NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) gestern im Düsseldorfer Landtag: "Hier wurden in wenigen Stunden Landschaftsbilder radikal verändert, die in Jahrhunderten gewachsen sind." Besonders betroffen sind das Sauer- und das Siegerland. Hier hat der Orkan vor exakt einer Woche ganze Wälder umgelegt. In den meisten Fällen traf es Nadelbäume - vor allem Kiefern knickten angesichts der Böen mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometern flächendeckend um. Dazu kommen aber auch massive Schäden bei Buchen oder Eichen, wie etwa in Wuppertal oder in weiteren Bereichen des Bergischen Landes. Die Hälfte des Schadens entfällt auf Nordrhein-Westfalen "Die Hälfte des Gesamtschadens durch Kyrill ist alleine auf NRW entfallen", bilanzierte Uhlenberg. Zwölf Millionen Kubikmeter Holz sind nach der ersten Schreckensbilanz zu Boden gefegt worden, in manchen Gegenden rechnen die Förster mit einer zweijährigen Aufräumarbeit. Was kann das Land angesichts der katastrophalen Schäden tun? "Wir kennen die Notlage der Waldbauern. Aber ich habe auch in zahlreichen Einzelgesprächen gelernt, dass sie keine direkten staatlichen Zahlungen wollen. Sie wollen sich selbst helfen", so Uhlenberg. Deswegen werde sich das Land auf die Bereitstellung von Landesbürgschaften beschränken. Banken haben zudem Sonderprogramme mit günstigen Zinsen angekündigt. Die Waldbauern zittern vor der großen Borkenkäferplage Dabei drängt die Zeit. Schon bald beginnt die Zeit des Borkenkäferflugs. Der Schädling wird sich genüsslich über das tote Holz im Wald hermachen, sich sprunghaft vermehren und danach auch die noch gesunden Bäume angreifen, so das Horrorszenario. Das Schlimmste soll mit einer Großaktion verhindert werden. Auch am Wochenende und sowieso an den Werktagen sind die Wald- und Forstarbeiter im Einsatz, sie karren so viel wie möglich weg. Viele Sägewerkbesitzer haben sich auf die neue Lage eingestellt, die Lager geräumt und warten nun auf das Rohmaterial. Das ist zwar nicht ganz so hochwertig wie gezielt geschlagene Bäume, ein Preisverfall ist aber laut Uhlenberg nicht zu erwarten, da die Nachfrage auf dem Holzmarkt konstant hoch sei. Eines gilt auch in der zweiten Woche nach "Kyrill": Das Betreten der Wälder bleibt in der Regel verboten. Noch immer drohen Bäume umzukippen oder Äste abzubrechen, warnte Uhlenberg. "Kyrill" hat tiefe Spuren hinterlassen. www.munlv.nrw.de ORKAN-TOURISMUS IM SAUERLAND Verwüstungen: Viele Schaulustige wollen sich die Sturmschäden in den Wäldern des Sauerlandes selbst ansehen - und begeben sich dabei in große Gefahr. Förster und Wildhüter müssen immer wieder "Orkan-Wanderer" aus den Wäldern weisen. Das Betreten wird wohl noch mehrere Wochen verboten bleiben. Gefahren drohen an vielen Stellen: Umgestürzte Bäume stehen oft unter Spannung, die sich plötzlich entladen kann. Andere haben so starke Schäden an den Wurzeln, dass sie jederzeit umstürzen können. Wegen des Verbots muss bei Unfällen damit gerechnet werden, dass die Versicherung nicht zahlt.