Terrorjahr 1977: Das Drama von Mogadischu
In einem Spielfilm verarbeitet die ARD die Entführung der „Landshut“.
Düsseldorf. Am 18. Oktober 1977 überschlugen sich innerhalb weniger Stunden die Ereignisse. Am frühen Morgen hatte die GSG9 in Mogadischu die von einem palästinensischen Terror-Kommando entführte Lufthansa-Machine "Landshut" befreit. Kurz darauf nahmen sich in der "Todesnacht von Stammheim" die RAF-Terroristen Baader, Raspe und Ensslin das Leben. Nur wenig später ermordeten RAF-Mitglieder den entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer.
Das Terrorjahr 1977, der "Deutsche Herbst", hatte sein Ende gefunden und die noch junge Republik ihre wohl bislang ernsteste Herausforderung überstanden. Unter dem Titel "Mogadischu" zeigt Sonntagabend die ARD in einem Spielfilm das sechstägige Martyrium an Bord der Boeing 737.
Der Lufthansa-Flug LH 181 war am 13. Oktober planmäßig mit 82 Passagieren an Bord in Palma de Mallorca zum Rückflug nach Frankfurt gestartet. Kurz danach zwang ein vierköpfiges Terror-Kommando einer mit der RAF befreundeten PLO-Splittergruppe die "Landshut" zur Kursänderung und zur Landung in Rom. Dort stellten sie ihre Forderungen: Freilassung von elf in Deutschland inhaftierten RAF-Terroristen und 15 Millionen Dollar. Schon am 5. September war Arbeitgeberpräsident Schleyer von der RAF entführt worden. Die Flugzeugentführung sollte den Forderungen der RAF Nachdruck verleihen.
Gegen den Wunsch der Bundesregierung erlaubten die italienischen Behörden den Weiterflug der "Landshut", die zuerst Dubai und dann das südjemenitische Aden ansteuerte. Jemens Regierung, mit den Sowjets verbündet, wollte mit der Geiselnahme nichts zu tun haben und ließ alle Landebahnen blockieren. Als der Treibstoff zur Neige ging, wagte Flugkapitän Jürgen Schumann eine Landung auf dem Sandstreifen neben der Landebahn.
Schumann verließ darauf in Aden das Flugzeug, um das Fahrwerk zu kontrollieren. Er nutzte diese Gelegenheit, den Kommandanten der jemenitischen Sicherheitskräfte zu beschwören, einen Weiterflug zu verhindern. Vergeblich. Zurück an Bord wurde Schumann wegen "Verrats" vom Anführer der Terroristen, der sich "Captain Mahmud" nannte, kaltblütig erschossen. Seine Leiche wurde auf das Rollfeld geworfen.
Die "Landshut" wurde aufgetankt und hob, geflogen vom Co-Piloten Jürgen Vietor, am 17. Oktober in Aden ab und landete gegen 4.30 Uhr MEZ in Mogadischu. Hier erneuerten die Entführer ihr Ultimatum. Zum Schein ging die Bundesregierung auf die Forderungen ein, verlangte aber mehr Zeit, da ein Flug der RAF-Gefangenen nach Mogadischu nicht in wenigen Stunden zu organisieren sei. Zugleich hatte die Bundesregierung von Somalias Diktator Siad Barre die Erlaubnis erkauft, die GSG 9 in Mogadischu einsetzen zu dürfen. Barre, der sich im Krieg mit Äthiopien befand und dafür westliche Unterstützung brauchte, wurden Waffen versprochen und 100Millionen D-Mark gezahlt.
Am 18. Oktober um 0.05 MEZ stürmte die GSG 9 unter Führung von Ulrich Wegener die "Landshut". Die "Operation Feuerzauber" dauerte ganze sieben Minuten. Drei Terroristen wurden getötet, keine Passagiere verletzt, die Stewardess Gabriele Dillmann und ein GSG-Beamter leicht verletzt. Um 0.12 Uhr meldet der Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski ("Ben Wisch") seinem Kanzler Helmut Schmidt im Bonner Krisenstab den erfolgreichen Abschluss der Aktion. Für den Fall, dass die Befreiung fehlschlagen sollte, hatte Schmidt schon seine Rücktrittserklärung schriftlich verfasst.
Schmidt verbrannte das Dokument noch in der selben Nacht.
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“ Mogadischu - die Dokumentation. Sonntag 22.45 Uhr in der ARD