Verzicht: Obamas Blackberry-Sucht

Der künftige Präsident tippt ständig SMS und E-Mails – jetzt soll er sein Mobilgerät aus Sicherheitsgründen abgeben. Er wehrt sich.

Washington. Barack Obama kann sehr diszipliniert sein. Vor einigen Jahren legte er von heute auf morgen seine Zigaretten zur Seite. Monatelang, so berichten Freunde, hatte er immer wieder großen "Schmacht" - aber Obama blieb eisern. Doch die Entzugserscheinungen, die ihm nun bevor stehen, bereiten ihm größere Sorgen: Geht es nach Sicherheitsberatern, dann muss der neugewählte US-Präsident bis zum Ausscheiden aus seinem Amt sein geliebtes Blackberry abgeben.

Mit diesem tragbaren Gerät kann er nicht nur telefonieren, sondern unter anderem auch E-Mails schreiben und lesen. Das Risiko, dass E-Mails an die Öffentlichkeit gelangen oder gar die nationale Sicherheit gefährdet ist, sei jedoch zu groß, so die Berater.

Die Bilder aus dem US-Wahlkampf sind legendär: Am Rande eines Sportfeldes in Chicago sitzen Präsidentschaftskandidat Barack Obama und Ehefrau Michelle auf ihren Klappstühlen und verfolgen ein Fußballspiel von Tochter Malia. Während Michelle immer wieder begeistert hochspringt und klatscht, blickt Barack Obama unbeirrt auf sein Blackberry und tippt eifrig E-Mails. Schließlich schlägt ihm Michelle sanft auf die Hand und sagt: "Jetzt hör endlich auf und guck deiner Tochter zu!" Obama lacht und steckt das Gerät ins Etui - für wenige Sekunden. Dann bimmelt das Blackberry wieder.

Obama gibt freimütig zu, dass er "Blackberry-süchtig" sei. Dabei raten ihm Vertraute dazu, als Präsident unbedingt offline zu bleiben. Das Gesetz schreibt vor, dass jede Kommunikation, die vom mächtigsten Mann im Lande ausgeht - egal ob per Post oder elektronisch - dokumentiert wird. Sollte es einmal zu Kongress-Untersuchungen kommen, dann kann jede Mail und jede SMS, ob dienstlich oder privat, Gegenstand einer Vorladung sein.

Hinzu kommt das Risiko durch Hacker oder Terroristen, die sich illegal Zugang verschaffen und womöglich an vertrauliche Informationen kommen. Auch Präsident Bush hatte vor seiner Amtseinführung 2001 lernen müssen, mit welchen Risiken der Informationsaustausch via Internet behaftet ist. Engen Freunden soll er vor seiner Amtseinführung eine letzte E-Mail geschrieben haben, in der er sehr bedauerte, dass er auf diese Form des Austauschs künftig verzichten müsse.

Einen Vorgeschmack darauf, wie gefährlich der Blackberry-Verkehr werden kann, bekam Obama während des Wahlkampfs. Als die junge Schauspielerin Scarlett Johansson stolz berichtete, sie stehe mit dem Präsidentschaftskandidaten in regelmäßigem SMS-Kontakt, wurde den beiden prompt eine Affäre angedichtet. Doch bis jetzt ist Obama noch nicht bereit, sich von seinem Blackberry zu trennen. Und er kämpft noch für ein zweites Novum: Er möchte als erster Präsident einen Laptop im Oval Office haben. Sicherheitsberater melden Bedenken an...