Thomas Gottschalk: „Ich beachte das Alter gar nicht“
Interview: Thomas Gottschalk über seinen 60. Geburtstag im Mai, seine Frischekur und strapaziöse Autogrammwünsche.
Düsseldorf. Herr Gottschalk, Sie werden im Mai 60 Jahre alt - mit welchen Gefühlen sehen Sie dem entgegen? Wollen Sie feiern oder stimmen Sie so langsam den Trauermarsch an?
Thomas Gottschalk: Nix Trauermarsch, aber ich weiß, richtig glücklich werde ich mit dem, was über mich in der Zeitung steht, erst sein, wenn ich dahingeschieden bin - da werden alle plötzlich sagen, der Mann war okay! Aber das möchte ich noch möglichst lange herausschieben und möglichst lange an dem leiden, was ich über mich lese. Ich habe sowohl an meinem Beruf großen Spaß, als auch an dem, was ich in meinem Freizeitbereich treibe. Das Alter nehme ich nicht so recht zur Kenntnis, und das tut mir gut.
Ist das so eine Art Selbstschutz?
Gottschalk: Ich habe meinen Namen im Leben noch nie bei Google eingetragen, weil ich weiß, ich ärgere mich nur. In Umfragen bin ich mal die Nummer zwölf und mal die Nummer 20, wenn du das alles glaubst. Ich gehe auf die Straße, und egal, ob ich in Berlin oder in Bremen unterwegs bin, du merkst aus der Reaktion der Leute, wie es um dich bestellt ist.
Was mir besonders Spaß macht, ist die Tatsache, dass sie mir alle hinterherlaufen, ob nun fünfjährige Kinder oder schlesische Großmütter. Menschen, die mich auf der Straße treffen, gehen davon aus, sie haben mich 20 Jahre lang gesehen, und diese Begegnung musste mal passieren. Sie sagen nicht, oh Mist, das ist der Typ aus dem Fernsehen. Und das gibt mir ein gewisses Selbstbewusstsein.
Gibt es für Sie ein Ritual, um sich zu akklimatisieren, wenn Sie von Kalifornien wieder nach Deutschland kommen?
Gottschalk: Nee, ich bin auch nicht weg in dem Sinne. Ich lebe insgesamt in meiner deutschen Welt. Es ist auch nicht so, dass ich da drei Stunden vor Beginn der Sendung komme, sondern ich bin mindestens eine Woche vorher da. Ich könnte mich genauso in die Tiefkühltruhe setzen, um frisch zu bleiben, aber ich brauche diese Normalität! Du musst einfach weg sein aus diesem Zwang, dass die Polizeiautos und Menschen auf der Straße dauernd stehen bleiben und ein Autogramm oder ein paar Worte wollen.
Aber wenn Sie in Deutschland sind, dann kommen Sie mit dem Ansturm gut zurecht?
Gottschalk: Absolut! Ich freue mich, ich steige aus dem Flieger aus und sehe, Gott sei Dank, es kennt mich jeder. Dankeschön! "Hämmä a Kärtsche dabei?", höre ich schon auf dem Flughafen in Frankfurt. Nein, im Moment leider nicht. "Der Roberto Blanco hat immer ä Kärtsche!" Also gut, dann, haben wir noch Kärtchen. "Bitte für Susi!" Also, für Susi. "Ach, tut mir Leid, Susi mit y." Okay, bitte, Susi mit y.
"Der Kolläjsche wäre noch da!" Ja, also, gut. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich freue mich, wenn das eine bestimmte Zeit lang so geht. Und deswegen sage ich, es gibt die Ruhephase, wo keiner ä Kärtsche will, wo ich denke, Herrgott, kennt mich nicht wenigstens einer hier? Nein, es kennt mich keiner in Amerika. Ich lebe für mich ein Ideal-Leben!