Tokio Hotel im Interview: „Es gab schon immer Gegner“

Die vier Jungs von Tokio Hotel reden über ihre neue CD, ihren Stil und ihre Pläne.

Auch in Eurer neuen CD steckt viel Weltschmerz. Ist das Leben wirklich so schrecklich?Bill: Nö, überhaupt nicht. Besser kann es ja gar nicht laufen. Trotzdem gibt es natürlich auch in unserem Leben Probleme. Wir laufen nicht mit verschlossenen Augen durch die Gegend. Wir kriegen mit, was um uns herum passiert und schreiben über die Themen, die uns bewegen. Manche Väter verstehen nicht: Was will meine Tochter von diesem geschminkten Sänger Bill - der ist doch kein richtiger Mann.Bill: Manche schieben mich in eine Schublade. Genauso können aber junge Leute nicht verstehen, warum manche Männer an Frauen Blümchenkleider toll finden. Das sind eben andere Generationen und andere Geschmäcker. Tom: Vor drei Wochen habe ich einen älteren Mann im Flugzeug getroffen. Der hat gesagt: Ich mag das auch nicht, wenn die Hosen so eng sind. Dann hat er mir seine Anzughose gezeigt, die hatte er so tief sitzen wie ich. Das war geil. Eure Band polarisiert: Entweder man liebt euch oder man hasst euch. Woher kommt das?Bill: Es gab schon immer Gegner. Auch bei Lehrern war das so. Entweder fanden sie uns gut oder schlecht. Vielleicht liegt es am Alter. Als wir mit 13 auf der Bühne standen, haben die einen gesagt: Hol die Kinder von der Bühne. Und die anderen: Toll, dass die so früh anfangen. Aber das kratzt uns nicht. Euer neues Album heißt "Zimmer 483". Kann man das irgendwo mieten?Tom: Das ist eine Finca in Spanien mit der Hausnummer 483. Dort haben wir an unserem zweiten Album geschrieben. Wir haben den Bungalow zum Proberaum umgebaut - dann sah die Finca aus wie es bei uns immer aussieht: Die Gardinen waren zugezogen. Georg: Überall stand Essen rum. Lachs oder Oliven waren aber nicht dabei?Bill: Ich hasse Luxus-Essen. Damit kann man uns nicht kriegen. Manche sagen, da müsste ich älter für werden. Ich gehe aber jede Wette ein: Ich werde nie Spargel, Pilze oder Brokkoli essen. Ich habe das mit sechs Jahren nicht geges- sen, ich werde das nicht mit 60 essen. Mit welcher Frau oder welchem Mann würdet ihr denn gerne mal Pizza essen?Tom: Angelina Jolie. Gustav: Da würde ich auch mal eine Pizza selber machen. Georg: Olsen Twins. Bill: Ich nehme Heidi Klum - eine sehr attraktive Frau. Georg: Aber auch schon alt. Bill: Anfang 30 oder? Wo seht ihr euch in zehn Jahren?Tom: Das ist ja Spekulatius, das kann man nur vermuten. Aber wir werden definitiv noch Musik machen. Und im privaten Leben?Bill: Wie? Heiraten, Kinder kriegen? Das ist für mich noch zu weit weg. Man weiß nie, was noch so kommt. Aber ich glaube, Tom und ich werden auch in Zukunft jeden Weg zusammen gehen. Georg: In einer Doppelhaushälfte (lacht). Neues Album: ZIMMER 483 CD-Kritik: Ab Freitag liegt das zweite Album der Magdeburger Teenieband Tokio Hotel in den Läden: "Zimmer 483". Es kommt etwas düsterer und melancholischer daher als der Erstling. Zukunftsängste, Liebeskummer, Einsamkeit und Selbstmordgedanken sind die Themen, von denen Frontmann Bill Kaulitz singt. Als Sänger kommt ihm zugute, dass er nun den Stimmbruch hinter sich hat. Ansonsten hat sich bei den vier Senkrechtstartern nicht viel verändert. Ihr Erfolgsrezept bleibt der leicht ins Ohr gehende Mix aus gitarrenlastigem Rock und energischem Gesang. Dazu noch ein paar Streicheleinheiten für krisengeschüttelte Teenagerinnen - dem Erfolg dürfte nichts im Wege stehen.