Trauerfeier für die Opfer des Germanwings-Absturzes Trauerfeier: „Lassen Sie sich tragen von all denen, die für Sie beten“
Wortgewaltige Anteilnahme für die Hinterbliebenen der Opfer des Germanwings-Absturzes.
Köln. Es ist ein ergreifender Moment, als eine junge Frau, die bei dem Germanwings-Flugzeugabsturz einen Angehörigen verlor, ans Mikrofon im Kölner Dom tritt. „Trockne unsere Tränen“, sagt sie in ihrer Fürbitte. „Stärke die schönen Erinnerungen und schenke uns allen neuen Lebensmut.“
Doch wie schwer eben das ist, zeigt ihr letzter Satz, den sie noch gerade zu Ende bringt, bevor die Stimme bricht und ein Schluchzen sie überwältigt: „Lieber Gott, gib unseren Angehörigen ein neues Zuhause und pass immer auf sie auf.“
Tränen — das war auch das Thema der Predigt von Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Es wurde viel geweint in diesen Tagen. Von so Vielen“, sagt sie. Aber vor den 1400 Trauergästen — 500 von ihnen Angehörige der Opfer — denkt sie auch an die Tränen, „die nun nie mehr geweint werden: Freudentränen, Tränen des Glücks und der Rührung, Tränen des Verstehens, Tränen des Wiedersehens.“ Dieses Unwiederbringliche spricht nach ihr Bundespräsident Joachim Gauck an: „Es ist etwas zerstört worden, was in dieser Welt nicht mehr geheilt werden kann“, sagt er.
Rainer Maria Kardinal Woelki versucht in einer sehr gefühlvollen Predigt die Hinterbliebenen zu erreichen: „Auch wenn Sie nicht beten können oder nicht beten wollen, weil Sie es vielleicht nie gelernt haben oder weil es Ihnen durch den Verlust des geliebten Menschen im Moment nicht möglich zu sein scheint — ich möchte Sie einladen, hier und jetzt, sich tragen zu lassen von all denen, die für Sie und mit Ihnen für Ihre Lieben beten.“
Vielleicht haben es die so Angesprochenen ja tatsächlich gespürt — dieses Getragenwerden nicht nur durch die viele Menschen im Dom, unter ihnen die höchsten Staatsvertreter. Sondern auch durch Millionen Zuschauer des im Fernsehen und auf Leinwänden vor dem Kölner Dom übertragenen Trauerakts.
Und dann waren da ja auch noch die kleinen hölzernen Engel, hergestellt in einer russischen Behindertenwerkstatt, die gestern auf den Plätzen der Trauergäste im Dom lagen. Zwei Notfallseelsorger in ihren lila-blauen Jacken, die für viele Hinterbliebene in den Tagen nach dem Unglück wohl selbst etwas wie zuhörende und mitleidende Engel waren, erklärten die Kraft, die von den Symbolen ausgehen soll: Sie sollten anregen, „nach Menschen zu suchen, die uns gut tun, nach Dingen, die uns kostbar sind und nach Orten, die uns Kraft und Zuversicht schenken.
Gewissermaßen als ein Halt und als Zeichen dafür, dass das Leben weitergeht. Weitergehen muss. Man kann nur mutmaßen, wie sich ein Angehöriger fühlt, der einen Liebsten verloren hat — und nun nur noch den kleinen Holzengel hat.