Trubel, Hitze, große Worte: Bayerischer Filmpreis in München

München (dpa) - Sie waren die Stars des Abends: Edgar Reitz und Armin Müller-Stahl. Reitz und sein Sohn Christian wurden für das Kinoepos „Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht“ mit dem Produzentenpreis ausgezeichnet.

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Armin Müller-Stahl bekam bei der Gala am Freitagabend in München von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) den Preis für sein Lebenswerk. „Ein bisschen übertrieben ist das schon“, kommentierte Müller-Stahl trocken die nicht enden wollenden Ovationen der Gäste im Prinzregententheater. Gleichzeitig freute sich der 83-Jährige Schauspieler über die Ehrung. „Man braucht zum Leben Glück und man braucht besonders Glück, wenn man so ein alter Zausel geworden ist, wie ich es bin“, meinte er scherzhaft.

Zuvor hatte Seehofer den Darsteller aus Filmen wie „Shine“ oder „Die Manns - ein Jahrhundertroman“ gewürdigt: „Sie sind wandlungsfähig, vielschichtig, immer von atemberaubender Präsenz“, sagte er in der Laudatio. „Sie haben Konzertgeige studiert, schreiben Gedichte und Bücher, komponieren Lieder, singen und Sie sind leidenschaftlicher Maler - was, lieber Herr Müller-Stahl, können Sie eigentlich nicht?“, fragte der CSU-Politiker. „Sie haben immer Mut und Geradlinigkeit gezeigt, vielleicht sind sie deshalb kein Politiker geworden.“

Bei Reitz lobte die Jury die beeindruckenden Bilder und die Geschichte. Das epochale Werk des 81-Jährigen halte die Zuschauer über vier Stunden lang in Spannung und Atemlosigkeit, begründete die Jury die Vergabe des mit 200 000 Euro dotierten Produzentenpreises. „Wir haben eine sehr glückliche Zeit miteinander verbracht“, dankte Reitz anschließend seinem Team. Der 81-Jährige und sein Co-Autor Gert Heidenreich erhielten zudem den Preis für das beste Drehbuch.

Der Regiepreis ging an Andreas Prochaska für das historische Alpendrama „Das finstere Tal“, das im Februar ins Kino kommen soll. Darin taucht ein Fremder in einem einsamen Bergdorf auf. Kurz darauf beginnt eine Todesserie. Sam Riley, der geheimnisvolle Fremde, lobte den Österreicher Prochaska für seine präzise Arbeit mit großer Liebe zum Detail. „Für mich war es eine großartige Erfahrung und ich bin sehr stolz auf diesen Film“, sagte der britische Mime. Ähnlich sah es die Jury: Prochaska fächere die Verstrickungen in dem Dorf gnadenlos auf und schaffe einen Sog, der den Atem stocke lasse.

Prompt kassierte „Das finstere Tal“ noch einen zweiten Preis: Tobias Moretti wurde für seinen Auftritt in Prochaskas Film und für seine Rolle eines schizophrenen Familienvaters in „Hirngespinster“ als bester Darsteller geehrt. Überraschung für Moretti: Sein Bruder Gregor Bloéb überreichte ihm die Porzellantrophäe mit einer herzlichen Umarmung.

Brigitte Hobmeier war von ihrem Preis als beste Schauspielerin völlig überwältigt, den sie für „Ende der Schonzeit“ erhalten hatte. Die 37-Jährige versteckt darin auf ihrem Bauernhof einen Juden vor den Nazis. Der Jury gefiel, wie sie mit perfektem Minimalismus einen großen Gefühlsbogen spannte. „Intensiver, ohne jede Vordergründigkeit, kann man nicht spielen“, so das Votum.

Der Preis für die beste Bildgestaltung ging an Dominik Grafs Werk „Geliebte Schwestern“ über die Liebesgeschichte zwischen dem Dichter Friedrich Schiller und zwei Mädchen. Kameramann Michael Wiesweg interessiere sich nicht für Effekte oder Manierismen, er sei zeitlos und im klassischen Sinne ein Erzähler in Bildern, so die Juroren.

Insgesamt wurden 14 Auszeichnungen vergeben, darunter der Publikumspreis - zum zweiten Mal an Bora Dagtekin und nach „Türkisch für Anfänger“ nun auch für „Fack ju Göhte“. Die Staatsregierung verleiht den Filmpreis seit 1979 auf Vorschlag einer unabhängigen Jury. Er ist mit insgesamt 300 000 Euro dotiert. Die Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmwerken stiftete den 60 000 Euro schweren Nachwuchspreis für „Am Himmel der Tag“.