TV-Interview: Frank Plasberg will keine Kompromisse
Wohl schon im Herbst wechselt Frank Plasberg mit Hart aber Fair in die ARD. Angst vor Quotendruck hat er nicht.
Wieso hat es so lange gedauert, bis man "Hart aber fair" ins Erste Programm befördert hat?
Plasberg: Haben Sie die Telefonnummer von ARD-Programmchef Günter Struve?
Ist Ihnen zwischenzeitlich der Gedanke gekommen, dass Ihnen all die Preise und das Kritikerlob in der ARD eher geschadet als genutzt haben könnten?
Plasberg: Nein, das spielt auf den dummen Spruch an, dass der Adolf-Grimme-Preis die Garantie dafür sei, keinen populären Sendeplatz zu bekommen. Das trifft nicht zu. Es hat sich gezeigt, dass man mit "Hart aber fair" Quote und Qualität versöhnen kann.
Der Quotendruck wird in der ARD größer sein. An welcher Stelle endet Ihre Kompromissbereitschaft?
Plasberg: Ich sehe überhaupt nicht, dass wir Kompromisse machen müssen. Wir können, wenn wir tief bohren wollen, nicht nur den Faktenbohrer ansetzen. Wir wollen Menschen aus eingefahrenen Denkweisen herausbringen, so wie wir selbst bei der Recherche darüber erstaunt sind, wie wenig unsere Vorurteile manchmal stimmen. Das darf auch mal unterhaltend sein oder berührend.
Die Konsequenz, dass man im Ersten eine andere Themenmischung braucht oder andere Gäste, die sehen Sie nicht?
Plasberg: Nein, wir machen ja auch jetzt keine Regionalsendung. Wir werden bundesweit geguckt von bis zu zwei Millionen Zuschauern. Wichtig ist, dass das Grundaroma von "Hart aber fair" erhalten bleibt: Politik trifft Wirklichkeit. Ich möchte eine Frau wie die in der Sterbehilfe-Sendung, die ihren todkranken Bruder zum Sterben in die Schweiz gefahren hat, nicht mit Zeitdruck interviewen.
Sie sollen den Sendeplatz am Mittwoch oder Donnerstag erhalten, aber bei der Christiansen-Nachfolge waren Sie hinter Jauch nur dritte Wahl. Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Plasberg: Ich dachte, die einzige Chance sei der Sonntag. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass die ARD so einen Kraftakt wagt und in der Woche einen wirklich prominenten Sendeplatz freischaufelt. Nun lerne ich, dass die angeblich so tantige ARD für Überraschungen gut ist. Ich finde die Lösung sehr überzeugend.
Es wird also zwei prominente politische Talkformate in der ARD geben. Dabei sah es so aus, als erlahme das Interesse der Zuschauer an Debattenrunden wie bei Sabine Christiansen. Haben Sie diese Form von Politikmüdigkeit auch gespürt?
Plasberg: Die journalistische Herausforderung, interessante Runden zusammenzustellen, ist größer geworden. Wir mussten uns darin jedoch bereits früher üben, weil wir im Dritten an die Top-Gäste nicht so oft herangekommen sind.
Altkanzler Helmut Schmidt hat die "Fernseh-Demokratie" gerügt und behauptet, das Parlament verkomme wegen der zahlreichen Politiker-Auftritte in Talkshows zur Nebenbühne. Teilen Sie die Kritik?
Frank Plasberg (49), gebürtiger Remscheider, ist Vater von zwei Söhnen (14 und 18 Jahre).