Unklarheit über Schwangeren-Impfstoff
Berlin. Ungeachtet der raschen Ausbreitung derSchweinegrippe herrscht weiter Unklarheit über die Impfmöglichkeitenfür Schwangere. Die Gesundheitsbehörden haben bislang keinengesonderten Impfstoff bestellt.
„Die Verträge sind noch nichtabgeschlossen“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums amMittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Nach einem Berichtder „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch) lassen bisherige Pläneaber darauf schließen, dass der Impfstoff nur für jede dritteSchwangere reichen könnte.
Am Nachmittag wollten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern überdie Massenimpfung insgesamt beraten. Bei den um 13 Uhr startendenGesprächen solle auch ein Vertreter des Impfstoff- HerstellersGlaxosmithkline dabei sein, hieß es in Regierungskreisen. Das neueGrippevirus vom Typ H1N1 hatte sich in den vergangenen Tagen immerschneller ausgebreitet. Immer mehr Menschen wollen sich impfen lassen.Viele Arztpraxen wurden dem Ansturm nicht Herr.
Für Schwangere erwägen Bund und Länder nach einem Bericht der„Bild“-Zeitung (Donnerstag), zusätzlichen Impfstoff einer australischenFirma anzuschaffen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt fürSchwangere einen Impfstoff, der nur Virenteile und zudem keineWirkstoffverstärker enthält. Deshalb sei die kurzfristige Anschaffungvon 150 000 Impfdosen der australischen Firma CSL Biotherapies geplant,berichtete das Blatt. Laut Auskunft des Paul- Ehrlich-Institutes sei esmöglich, den neue Impfstoff bis Ende November in Deutschlandzuzulassen.
Laut FAZ war bislang die Bestellung von 150 000 bis 200 000 Impfdosenfür Schwangere im Gespräch. Gemessen an den im vergangenen Jahr inDeutschland lebend geborenen 683 000 Kindern könne somit allenfallsjede dritte Schwangere mit einer Impfung rechnen.
Angesichts der derzeitigen Engpässe auch beim normalen ImpfstoffPandemrix übte die Bundesärztekammer Kritik an den Behörden. „Man musssich fragen, ob es klug war, in jedem Bundesland ein anderesVerteilungsverfahren zu machen“, sagte Vizepräsident Frank UlrichMontgomery im rbb. Künftig sei eine bundeseinheitliche Vorgehensweisebei Pandemien nötig. Die Schwierigkeiten seien aber auch nichtverwunderlich. Es sei schließlich das erste Mal, dass man ein solchgroßes Projekt in Angriff nehme. Die Neue Grippe sei glücklicherweisenicht sehr gefährlich. „Daraus kann man lernen und klüger werden“,sagte Montgomery.