Romy geht ihr unter die Haut
Jessica Schwarz hat sich für ihre Rolle als Romy Schneider so unter Druck gesetzt, dass sie Nesselfieber bekam.
Berlin. Wunsch und Wirklichkeit haben sich im Leben von Jessica Schwarz immer wieder gekreuzt. Als Kind träumte sie im elterlichen Zeitschriftenladen davon, auf der Titelseite eines der Magazine abgebildet zu sein - mit 16 ging ihr Traum als "Bravo-Girl" des Jahres 1993 in Erfüllung.
Aus der hessischen Kleinstadt Michelstadt kam sie als Model auf Laufstege in Paris, Mailand und New York. Sie wurde Moderatorin beim Musikkanal Viva und avancierte schließlich zu einer gefragten Charakterdarstellerin. Mit der Hauptrolle in dem ARD-Film "Romy" steht die 32-Jährige heute auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Schauspielkarriere.
Ein Jahr lang habe sie sich mit der tragischen Lebensgeschichte der "Sissi"-Darstellerin beschäftigt, sagt Jessica Schwarz. "Romy Schneider ist in meinen Träumen aufgetaucht, so intensiv war das."
Und die Schauspielerin hat sich für die erste umfassende Darstellung des Lebens von Weltstar Romy Schneider (1938-1982) in einem Spielfilm so unter Druck gesetzt, dass sie Nesselfieber bekam. "Es kehrte immer dann zurück, wenn ich mit jemandem über Romy diskutierte. Sie war in meinem Kopf, und meine Wohnung war übersät mit Material über sie."
In ihren Leben gibt es einige Parallelen. Schneider und Schwarz wuchsen in der Provinz auf, beide haben keine Schauspielschule besucht und wurden zunächst in Massenformaten zu Stars: Schneider in den drei "Sissi"-Filmen der 50er Jahre, Schwarz in den 90ern als "Bravo-Girl". Auf ihrer Suche nach Charakterrollen stießen sie zunächst auf Widerstände, stellten dann aber ihr schauspielerisches Talent eindrucksvoll unter Beweis.
Jessica Schwarz hatte schon als Kind einen starken Drang zur Öffentlichkeit. "Ich habe sehr früh angefangen, auf der Bühne zu stehen, sei es beim Karnevalsballett oder bei der rhythmischen Sportgymnastik." Dabei sei es vor allem um eines gegangen: ein Foto von sich in der Zeitung. "Zum Beispiel habe ich Lose für die Stadt Michelstadt am Weihnachtsmarkt gezogen: Es war nur wichtig, dass es ein Bild von mir dazu gab."
Auch für ihr Schwimmtraining hat sie sich motiviert, "weil ich wusste, wenn ich schwimme und gewinne, gibt es eine Medaille, und dann gibt es ein Foto, und ich bin wieder in der Zeitung". Ihre Schwimm- Leidenschaft hat die junge Frau mit den strahlend blauen Augen bis heute nicht verloren, regelmäßig streift sie den Badeanzug über.
Schon mit 16 ließen ihre Eltern sie ziehen, vier Jahre lang war sie Model, wurde anschließend Viva-Moderatorin. Da erst sei ihr Interesse am Kino geweckt worden, sagt Schwarz. Ihren Weg fand sie dann aber schnell.
2001 folgte ihr erster tragender Filmpart: In dem Drama "Nichts bereuen" verdrehte sie 2001 Daniel Brühl den Kopf. Auch im wahren Leben wurden die beiden für fünf Jahre ein Paar. Beruflich arbeitete sie mit mehrfach mit dem Regisseur Dominik Graf zusammen, unter anderem in der Henry-James-Adaption "Die Freunde der Freunde" (2002). Ende November startet der Mystery-Thriller "Die Tür" im Kino. Darin überzeugt sie als Mutter, die ihr Kind verliert.
Für die 32-Jährige scheint sich fast jeder Traum zu verwirklichen: In ihrer hessischen Heimatstadt hat sie zusammen mit ihrer Familie ein Hotel aufgemacht. Es heißt: "Die Träumerei". ARD, 20.15 Uhr: "Romy"