Verdun: Geste im Namen der Freundschaft

Sarkozy ehrt Tote aus Frankreich und Deutschland.

Paris. Die Kanzlerin fehlte entschuldigt. Und doch fiel Merkels Abwesenheit auf an diesem Ort, der wie kaum ein anderer für die deutsch-französische Aussöhnung steht. Im September 1984, 70 Jahre nach Beginn des 1.Weltkriegs, hatten sich Francois Mitterrand und Helmut Kohl über Verduns Gräbern die Hand gereicht.

Immer wieder blendete am Dienstag das französische Fernsehen, das die Gedenkveranstaltung zum 90. Jahrestag des Kriegsendes übertrug, diese Szene aus dem Archiv ein. Und auch Staatspräsident Nicolas Sarkozy kam in seiner Ansprache vor dem monumentalen Beinhaus von Douaumont bei Verdun nicht umhin, an diesen großen Moment im deutsch-französischen Bilderbogen zu erinnern.

Offiziell wollte zwar niemand soweit gehen, in Merkels Abwesenheit ein neues Indiz für eine abgekühlte Freundschaft zu erkennen. Schließlich hatte sie sich noch vor einem Monat mit Sarkozy am heiligen Ort des französischen Gaullismus in Colombey-Les-Deux-Eglises getroffen. Aber in den Kommentaren schwang dennoch Enttäuschung mit. "Die Dinge stehen nicht zum besten, leider", merkte ein Politologe an.

Dabei hatte Sarkozy es den Deutschen leicht gemacht. Als besondere Geste legte er "im Namen der Freundschaft" noch einen Kranz aus roten Rosen auf dem deutschen Soldatenfriedhof von Ville-Devat-Chaumont ab. "Die Zeit ist gekommen, alle Toten ohne Ausnahme zu ehren", betonte Sarkozy.

Erstmals rehabilitierte ein französischer Präsident auch jene französischen 620 bSoldaten, die wegen "Feigheit vor dem Feind" oder Meuterei während des Krieges mit seinen Millionen Toten standrechtlich erschossen worden waren.