Vermisstendrama: Maddies Eltern zu Unrecht belastet

Entlastung für die McCanns: Ermittler geben Fehler zu.

Lissabon/Madrid. Das Bekenntnis kommt reichlich spät: Neun Monate nach dem Verschwinden Madeleines gab Portugals Polizei zu, "Maddies" Eltern wohl voreilig verdächtigt zu haben. Gerry und Kate McCann (beide 39) waren von den portugiesischen Ermittlern beschuldigt worden, ihre damals dreijährige Tochter versehentlich getötet und beseitigt zu haben. Das Eingeständnis der Polizei fügt sich zu einer Kette von Ermittlungspannen in dem spektakulären Vermisstendrama.Portugals Kripochef Alipio Ribeiro sah sich nun veranlasst zurückzurudern, nachdem seine Beamten monatelang Anschuldigungen verbreitet hatten, aber keinen Beweis gegen Madeleine Eltern beschaffen konnten: Seine Männer hätten die McCanns wohl mit "einer gewissen Überstürzung" zu Verdächtigen erklärt. "Mit zeitlichem Abstand", bekannte Ribeiro, "glaube ich, dass es vielleicht eine andere Bewertung hätte geben müssen." Die Verdächtigung der McCanns war auf Druck des damaligen Ermittlungschefs Goncalo Amaral von der zuständigen Kripo in der Algarvestadt Portimao ausgesprochen worden. Einen Monat später musste der bullige Ermittler seinen Hut nehmen, weil ihm intern rüde Methoden, Fehler und gezielte Indiskretionen an die Medien vorgeworfen worden waren. Zu den gravierenden Pannen gehörte eine mangelhafte Spurensicherung in jenem Hotelappartement an der Algarve, aus dem Madeleine am Abend des 3. Mai 2007 verschwand. Angeblich die Eltern belastende Blut- und DNA-Spuren konnten bis heute nicht zugeordnet werden. Der Sprecher der Familie McCann forderte Portugals Behörden auf, Gerry und Kate offiziell zu rehabilitieren. Das britische Ärzteehepaar hatte immer beteuert, "völlig unschuldig" zu sein. Die McCanns gingen von Anfang an von einer Entführung aus und haben aus Mangel an Vertrauen in Portugals Ermittler ein Heer von Privatdetektiven beauftragt. "Wir glauben, dass es eine sehr gute Chance dafür gibt, dass Madeleine noch lebt", schreiben die McCanns auf ihrer Website (www.findmadeleine.com). Zudem mobilisierten sie mit einer beispiellosen Medienkampagne die Öffentlichkeit. Den formalen Status als "Verdächtige", den Madeleines Eltern mit einem weiteren Briten teilen, werden sie jedoch vermutlich so schnell nicht los. Der Verdächtigenstatus wird üblicherweise erst nach Abschluss der Ermittlungen überprüft. Die Ermittlungen im Fall Madeleine sind jedoch noch lange nicht zu Ende. Zumal ein neues Kripoteam den Fall von vorne aufrollen will.