Verschwörung: Baby-Pakt an der Highschool

17 Mädchen sind an einer US-Schule nach einer geheimen Absprache zeitgleich schwanger geworden.

Washington. Gloucester, US-Staat Massachusetts, ist ein kleine verschlafene Stadt an der Atlantikküste. Malerisch, konservativ, erzkatholisch. Doch seit ein paar Tagen ist hier nichts mehr, wie es war. Denn ein mysteriöser Babyboom an einer Highschool hat sich nun als beispiellose Teenager-Verschwörung herausgestellt.

Mindestens 17 Mädchen sind dort zeitgleich schwanger geworden - nach einer geheimen Absprache. Keines der Mädchen, berichtet das Magazin "Time", ist älter als 16.

Mindestens die Hälfte der betroffenen Schülerinnen hat den "Schwangerschaftspakt", der nun die Schlagzeilen der US-Medien regiert, bereits zugegeben. Die Mädchen wollten möglichst zur gleichen Zeit ein Baby bekommen, um die Kinder dann gemeinsam großzuziehen.

Die Väter waren in diesem Plan wohl eher Randfiguren: Einige sind Mitschüler, viele aber wohl deutlich älter. "Wir haben herausgefunden, dass einer von ihnen ein 24-jähriger Obdachloser ist", zitiert "Time" den Direktor der Highschool, Joseph Sullivan.

Sullivan war durch das Personal des kleinen Schulkrankenhauses alarmiert worden, nachdem sich seit Oktober 2007 dort ungewöhnlich viele Mädchen zu Schwangerschaftstests gemeldet hatten. Besonders verdächtig dabei: Viele Schülerinnen reagierten, wenn sie nicht schwanger waren, enttäuscht - und freudig, wenn der Test positiv ausfiel. Das, so Sullivan, hätte man im Normalfall bei so jungen Leuten doch andersherum erwartet.

Nun rätseln Experten, warum sich die Mädchen in so jungen Jahren zu diesem Pakt entschlossen haben. Amanda Ireland, 18 Jahre alt und Mutter einer dreijährigen Tochter, hat gerade ihren Abschluss an der Highschool gemacht.

Ihre Erklärung: "Sie sind so froh darüber, jemanden zu haben, der sie bedingungslos liebt." Einige der nun schwangeren Mädchen hätten sie auf dem Schulflur angesprochen und ihr gesagt, wie glücklich sie sein könne, ein Kind zu haben.

Wesentlich kritischer sehen die meisten Einwohner der katholischen Stadt den Babyboom - vor allem wegen des jugendlichen Alters der werdenden Mütter: "Sie sind doch selbst noch Kinder, das ist schrecklich", sagte eine Einwohnerin im Fernsehen.

Schulrat Christopher Farmer sieht die Verschwörung vor dem Hintergrund der desolaten Wirtschaftslage der 30.000 Einwohner-Stadt: Die einst blühende Fischereiwirtschaft sei eingegangen, Familien seien zerrüttet. "Viele unserer jungen Leute wachsen richtungslos auf." In der Mutterschaft aber hätten die Mädchen einen Halt gesehen. Sie gebe ihnen das Gefühl, erwachsen und gesellschaftlich anerkannt zu sein.

Experten führen den Baby-Pakt aber auch auf die defizitäre Sexualerziehung in dem katholischen Ort zurück: An der Highschool gibt es eine umfassende Kinderbetreuung für Teenager-Mütter - als aber die Schulklinik die Verteilung von Verhütungsmitteln an die Schüler organisieren wollte, stoppten die Eltern die Initiative.

Gerade in religiösen Gegenden der USA gilt sexuelle Enthaltsamkeit als einziges legitimes Verhütungsmittel. Die Schwangerschaftsrate unter Minderjährigen ist zwischen New York und San Francisco viermal so hoch wie in Deutschland.