Wechsel: Antonia Rados kehrt heim zu RTL

Die Kriegsreporterin berichtete nur sechs Monate für das ZDF. Offenbar waren ihr die Senderstrukturen zu träge.

Mainz/Köln. Das ging schnell: Die Kriegsreporterin Antonia Rados (55) verlässt nach nur sechs Monaten das ZDF und kehrt Anfang 2009 zu RTL zurück. Einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" bestätigten ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender und RTL.

Rados war laut "Spiegel" unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen und den oft schwerfälligen Strukturen in einem öffentlich-rechtlichen Sender gewesen.

Nikolaus Brender erklärte, das Problem sei Rados’ Lebensmittelpunkt in Paris gewesen. "Wir haben gemeinsam festgestellt, dass diese Distanz zwischen Wohnort und Arbeitsplatz mit den Arbeitsprozessen und Entscheidungsstrukturen in der ZDF-Aktualität nicht zusammenpasst." Brender bescheinigte Rados, sie habe unter anderem in Birma, Afghanistan und Georgien "einen tollen Job" gemacht. Es heißt, der ZDF-Chefredakteur habe ihren Zugang im Mai gegen einige interne Widerstände durchgesetzt.

Die Östereicherin hatte sich beim ZDF beworben - zumindest in zeitlicher Nähe zum Ausscheiden des langjährigen ZDF-Reporters Ulrich Tilgner. Dieser hatte öffentlich ein immer schlechter werdendes Verhältnis zwischen Heimatredaktion und Korrespondenten kritisiert. Bevor sie bei Claus Kleber, dem Chef des "Heute-Journals", anfing, hatte sie noch gesagt: "Einen gewissen inneren Druck habe ich schon. Denn nicht das ZDF muss mir etwas beweisen, sondern umgekehrt."

Bei RTL muss sie niemandem mehr etwas beweisen, denn sie hat schon 14 Jahre für den Kölner Privatsender gearbeitet. Zum 1. Januar 2009 kehrt sie heim. Als Chefreporterin Ausland soll sie für alle Sender der Mediengruppe arbeiten und wie zuvor schwerpunktmä³ßig über Krisenregionen in der Welt berichten. "Wir freuen uns sehr, dass sich Antonia Rados dazu entschieden hat, RTL wieder zu ihrer journalistischen Heimat zu machen", sagte RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel.

Doch auch dieses Verhältnis war nicht immer ungetrübt. In ihrem Roman "Quotenfieber" von 1997 rechnet die Journalistin unverhohlen damit ab, wie der Sender sie zu knalligen und immer kürzeren Berichten drängt, die der komplexen Lage in Krisengebieten kaum je gerecht werden. Im Frühjahr dieses Jahres hatte sie der "Taz" gesagt: "Was stimmt, ist, dass bei RTL nicht mehr viel in die Information investiert wird." Allerdings sei sie zufrieden und kein Opfer gewesen.

Für ihre Berichte wurde sie mehrfach ausgezeichnet, so 2003 mit dem "Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis" für ihre Berichte aus Bagdad. Für die bewegende Reportage "Feuertod" über afghanische Frauen, die sich nach ihrer Zwangsverheiratung selbst verbrennen, bekam Rados 2007 den Robert Geisendörfer Preis.

Antonia Rados ist eine Reporterin, die auch in riskanten Situationen so nah an das Geschehen heranrückt wie gerade noch vertretbar. Leicht vorstellbar, dass sich diese Macher-Mentalität nicht mit einem durch Konferenzen auf dem ZDF-Lerchenberg abgesegneten Plan verträgt.