Weltklimabericht: Beispiellose Erwärmung und steigende Meeresspiegel
Das UN-Dokument beseitigt letzte Zweifel: Der Mensch hat die Klimaschraube überdreht.
Paris/Hamburg. Düstere Aussichten für das Weltklima: Ein Temperaturanstieg um bis zu 6,4 Grad und die Erhöhung des Meeresspiegels um mehr als einen halben Meter bis zum Ende des Jahrhunderts - das sind die alarmierenden Prognosen des vierten UN-Klimaberichts. "Mit dem nun vorliegenden Bericht sollten letzte Zweifel ausgeräumt sein, dass wir Menschen es sind, die die Klimaschraube überdrehen", sagte der Klima-Chefberater der Bundesregierung, Hans Joachim Schellnhuber, zu dem gestern in Paris veröffentlichten Dokument.
Der Report präsentiert sechs Szenarien für die Erderwärmung bis zum Jahr 2100. Im besten Fall ist demnach mit einer Temperaturerhöhung von 1,1 bis 2,9 Grad Celsius zu rechnen, im schlimmsten Fall mit 2,4 bis 6,4 Grad. Der Anstieg des Meeresspiegels beträgt im besten Szenario 18 bis 38 Zentimeter, im schlimmsten 26 bis 59 Zentimeter. Angesichts dieser Daten kann es den Experten zufolge nur noch darum gehen, die Folgen des Klimawandels abzumildern - aufhalten lasse er sich nicht mehr.
Die Folgen der Erderwärmung seien in Deutschland bereits heute eindeutig nachweisbar, sagte einer der Hauptautoren des Berichts, der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf. Der Trend zur Trockenheit im Sommer nehme zu, besonders im Osten Deutschlands. An der Nord- und Ostseeküste werde künftig sogar ein überdurchschnittlicher Anstieg des Meeresspiegels erwartet - bis zu einem Meter im Jahr 2100, glaubt Rahmstorf. "Das wird bitter für die Betroffenen", sagt sein Potsdamer Kollege Manfred Stock. Möglich wäre etwa, dass Sylt bis zum Ende des Jahrhunderts nicht mehr bewohnbar ist.