Interview mit Klaus Töpfer: „Wir sägen an unserem eigenen Ast“
Klaus Töpfer, Ex-Umweltminister, fordert größere Schritte der Industriestaaten zur Reduzierung von CO2. Der Druck auf die deutsche Autoindustrie müsse erhöht werden.
<strong>Düsseldorf. Es ist ein gerade in den USA hartnäckig verteidigter Mythos: Der Klimawandel hat nichts mit dem Menschen zu tun. Diesen Irrglauben wird das "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC), der große Klimaexpertenrat der Vereinten Nationen (UN), beerdigen. Der Entwurf des Klimaberichts, der heute verabschiedet werden soll, ist eindeutig: Mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90 Prozent, so die insgesamt rund 2500 Wissenschaftler, ist der Mensch der Hauptverursacher der Klimaerwärmung.
Das wohl schockierendste Ergebnis: Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal zwei Grad - die allgemein als noch erträgliches Maß gehandelt wird - ist kaum noch zu schaffen. Das IPCC geht von bis zu 4,5 Grad bis 2100 aus, am wahrscheinlichsten sei aber ein Anstieg im Bereich von 3 bis 3,5 Grad.
Die Auswirkungen kann kein Klimaforscher genau vorhersagen, "aber sie wären mit Sicherheit gewaltig", sagt Hermann Ott vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Mehr heiße und trockene Sommer, feuchtere Winter, eine Zunahme von Stürmen, Dürreperioden und Starkregen sind programmiert. Die Alpen-Gletscher könnten in 25 Jahren verschwunden sein. Die Folge: Der Rhein würde in Trockenperioden zum Rinnsal. Noch gewaltiger wären die weltweiten Folgen: Die Eisschmelze beschleunigt sich, der Meeresspiegel steigt, viele Südsee-Inseln werden schon bald versinken.