Kampf gegen den Klimawandel: Mit Spiegeln und Schwefel gegen die Erwärmung?

Ideen gibt es reichlich, doch die Gefahren sind größer als die Chancen.

Düsseldorf. Riesige Spiegel im Weltall, künstliche Vernebelung der Atmosphäre mit Schwefel oder Sonnensegel auf Weltmeeren und in Wüsten - kein Instrument scheint zu verwegen zu sein, um nicht gegen den Klimawandel eingesetzt zu werden. Vor allem die US-Regierung, die sich bisher weigert, den exorbitanten CO2-Ausstoß der Vereinigten Staaten zu reduzieren, setzt große Hoffnungen auf solche Maßnahmen.

Ähnlich ungewiss sind die Nebenwirkungen einer anderen Idee: Meeresforscher wollen die Ozeane mit Eisensulfat düngen. Dieser Stoff regt das Algenwachstum an der Meeresoberfläche. Die Algen binden beim Wachstum das Treibhausgas CO2 und versinken später im Meer. Damit wäre das Gas aus der Atmosphäre verschwunden. Kritiker wenden jedoch ein, dass niemand seriös die Auswirkungen auf die Meeresbiologie abschätzen kann.

Klimaexperte Hermann Ott ist sich sicher: Das einzige zuverlässige Instrument, um den Klimawandel zumindest noch zu bremsen, ist die Reduzierung der Treibhausgase. "Technisch sind wir ohne Komfortverlust in der Lage, binnen kurzer Zeit die CO2-Emmissionen radikal zu kürzen."

Offenbar will die EU genau das versuchen. Bis 2020 will sie den Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent erhöhen, gleichzeitig soll die Energieeffizienz um 20 Prozent gesteigert werden. "Wenn Deutschland vorangeht und die EU das schafft", so Ott, "ist durchaus eine CO2-Reduktion um 30 Prozent möglich."

Dieses Ziel hat sich die Europäische Union auch gesetzt - allerdings mit der Maßgabe, dass andere Industriestaaten mitziehen. "Eigentlich bräuchten wir eine Verringerung um mindestens 30 Prozent in allen Industrienationen, um den Klimawandel spürbar zu bremsen", sagt Hermann Ott.

Greenpeace hält es in einer aktuellen Studie sogar für möglich, bei Verbesserung der Energieeffizienz den gesamten weltweiten Energieverbrauch bis 2050 durch erneuerbare Energien zu decken. Lohnend wäre die Entwicklung solcher Technologien allemal: Das Weltmarktpotenzial schätzen Experten bis 2050 auf jährlich bis zu 450 Milliarden Euro.