Interview mit Achim Hunold: Mit sechs die erste Büttenrede

Achim Hunold, Chef der Air Berlin, erhält heute den Orden wider den tierischen Ernst. Ein Gespräch über Humor, Manager und Angela Merkel.

Düsseldorf. Herr Hunold, ist die Rede für heute Abend schon fertig - und wer hat sie geschrieben? Hunold: Die Rede ist seit zehn Tagen fertig, und ich habe sie auch schon geübt. Sie dauert sieben bis zehn Minuten und ist ziemlich politisch, denn ich bin ja ein sehr politischer Mensch. Sie alleine zu schreiben, hätte ich allerdings vermessen gefunden. Da hatte ich Berater. Einer ist mein Pressesprecher Peter Hauptvogel.

Und der andere?

Hunold: Das verrate ich erst nach der Verleihung.

Sie sollen mit sechs Jahren Ihre erste Büttenrede gehalten haben. Stimmt das?

Hunold: Ja, und ich kann sie auch heute noch aufsagen (fängt an): Pitterke war e Ströppke, hätt schworze Hor om Köppke...

Fantastisch. Darf man denn in Deutschland auch als erwachsener Topmanager lustig sein?

Hunold: Ich lasse mir doch meinen Humor nicht von meiner Position nehmen.

Wer hat denn noch Humor in den deutschen Chefetagen?

Hunold (überlegt): Da gibt’s schon einige, mit denen man herzhaft lachen kann. Henkel-Chef Ulrich Lehner hat beispielsweise einen schönen feinsinnigen Humor.

Als Air Berlin an die Börse ging, haben Sie beklagt, dass Sie nicht mehr frank und frei reden konnten. Haben Sie da auch eine Witzkontrolle eingebaut?

Hunold: Nein, das nicht. Solang es nicht um Firmendaten geht, bin ich ja frei. Andererseits muss man darauf achten, dass Aktienkäufe nicht unzulässig beeinflusst werden.

Wann wird man als fröhlicher Rheinländer schief angeguckt?

Hunold: Es geht eigentlich immer darum, ob der Humor einen Hintergrund hat. Wenn ja, wird man nicht schief angeschaut - selbst wenn man Rheinländer ist wie ich. Wer sich aber nur über andere lustig macht, tut sich selbst keinen Gefallen.

Ist die Bundesrepublik zu tierisch ernst? Fehlt Humor?

Hunold: Uns fehlt eher der Mut, auch mal neue Dinge zu machen und sich dabei auch, wenn Gegenwind aufkommt, nicht gleich vom Kurs abbringen zu lassen.

Würde nicht mit Humor manches besser klappen?

Hunold: Natürlich, gerade wenn man sich ehrgeizige Dinge vornimmt. Intern in der Firma lachen wir viel. Irgendeiner macht einen Spruch - und wir lachen alle drüber. Das befreit.

Ihr interner Lieblingsspruch?

Hunold: Wenn’s um Dienstleistung geht, dann gibt’s schon mal einen kleinen Schlagabtausch mit meinem für den Bordservice zuständigen Geschäftsführer. In Anspielung auf den Umstand, dass ich während des Studiums in der Altstadt gejobbt habe, ist dann der Standardspruch: "Du weißt doch: Einmal Kellner, immer Kellner."

Das darf der?

Hunold: Ja klar, warum nicht?

Sie sind in der CDU. Wie beurteilen Sie den Humor und die Humorfähigkeit der Kanzlerin?

Hunold (überlegt etwas länger): Jaaa. Ich schätze Frau Merkel sehr. Aber allein durch ihr Aufwachsen in Ostdeutschland und auch durch ihr Studium ist sie vorbelastet und eher sehr rational. Ich glaube, Humor hat sie schon, aber ich würde mir manchmal etwas mehr Emotionalität von ihr wünschen.

Wo feiern Sie Rosenmontag?

Hunold: Da sind wir mit den Kindern auf Mallorca. Sie haben einen Brückentag - und ich nutze alle freie Zeit, um mit ihnen zusammen zu sein.

Ihr Lieblingswitz?

Hunold: Die aktuellen Witze lerne ich von meinen Kindern. Meine persönlichen Favoriten sind meist Pilotenwitze. So etwas kommt heute Abend vor, ich kann also keinen verraten.

Wo ist Ihre Spaßgrenze?

TV-Übertragung Die ARD überträgt die Verleihung heute ab 20.15 Uhr live bis vorraussichtlich 23 Uhr.