Kommentar zum Interview mit Klaus Töpfer

Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren

<strong>Düsseldorf. Der heute erscheinende Klimabericht der Vereinten Nationen vermeidet jeden alarmistischen Unterton. Der ist auch gar nicht nötig. Das, was die rund 2500 Wissenschaftler im nüchternen Ton erläutern, ist schockierend genug. Das größte Problem ist, dass uns nur noch 10 bis 15 Jahre bleiben, um das Schlimmste abzuwenden. In dieser Zeit müssen wir die Treibhausgas-Emissionen drastisch senken - wenigstens in den Industriestaaten. Das zweitgrößte Problem ist das eingeschränkte Verständnis von Klimapolitik in der Bundesregierung. Es reicht nicht, hier und da ein paar Tonnen CO2 einzusparen. Es geht um einen umwälzenden Mix aus regenerativer Energieerzeugung, ehrgeizigen Einsparverpflichtungen für Industrie und Verkehr sowie großzügigen Fördermaßnahmen zur Sanierung von Wärmedämmungen in Häusern. Gerade da ist das Einsparpotenzial riesig. Doch diese Einsicht hat sich in Berlin noch nicht durchgesetzt.

Dabei scheint die Regierung den Ernst der Lage ja erkannt zu haben. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sprechen unisono vom Klimawandel als einem Themenschwerpunkt für die EU-Ratspräsidentschaft, und die CO2-Einsparziele sind ehrgeizig: 40 Prozent Reduktion bis 2020 - bezogen auf den Wert von 1990. Erst 19 Prozent sind geschafft. Das zeigt: Den Ankündigungen müssen dringend Taten folgen.

Tempolimits auf Autobahnen, durch die die Entwicklung von PS-Monstern unsinnig würde? Was fast überall Standard ist, ist in Deutschland undenkbar. Hier gilt noch immer: Freie Fahrt für freie Bürger, und damit unausgesprochen: Nach mir die Sintflut - im wahrsten Sinne des Wortes.

In wenigen Jahrzehnten werden wir uns wünschen, die Politik hätte früher gehandelt.