Studie: Alpensegler bleiben sieben Monate in der Luft
London/Sempach (dpa) - Bis zu sieben Monate im Jahr verbringen Alpensegler fast pausenlos in der Luft. Die Vögel scheinen sogar im Fliegen schlafen zu können, wie Schweizer Forscher herausfanden.
Die europäischen Alpensegler (Tachymarptis melba) verlassen im September ihre Brutplätze in der Schweiz und ziehen ins tropische Afrika. Dabei verbringen sie nicht nur die über 3 000 Kilometer lange Wanderung hauptsächlich in der Luft, sondern auch die restliche Zeit in ihrem Winterquartier, schreibt das Team um Felix Liechti im britischen Journal „Nature Communications“.
Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler vom Ornithologischen Institut in Sempach sechs Tiere in der Schweiz mit Sendern und Sensoren zur Überwachung der Körperaktivitäten ausgestattet. Nach ihrer Rückkehr an die Schweizer Brutstätten konnten die Daten von drei dieser Alpensegler ausgewertet werden.
Bis zu sieben Monate waren die Vögel demnach fast dauerhaft in der Luft, nur Stopps von wenigen Minuten schließen die Forscher nicht aus. Ganz überraschend sind die Erkenntnisse über die Langzeitflieger nicht. Schon länger vermuteten Ornithologen, dass es Vögel gibt, die einen Großteil ihres Lebens in der Luft verbringen. Bisher fehlte für diese Vermutung allerdings der wissenschaftliche Beweis.
Die meisten Vögel machen nach der Jagd oder einer langen Wanderung auf dem Boden oder dem Wasser Rast, um zu regenerieren. Die Fortbewegung in der Luft gilt nämlich als energieaufwendiger als die auf der Erde oder dem Wasser. In der Luft fehlt eine passive Stabilität, die das eigene Körpergewicht trägt. Die Vögel müssen deshalb ihre Position immer wieder an die Luftströmung anpassen.
Die Forscher vermuten, dass die Vögel sich im Flug regenerieren oder sogar schlafen können. Unterstützt wird diese Annahme durch die Messung von Bewegungen und Körperaktivitäten. So stellten die Forscher eine Abnahme des Flügelschlags innerhalb der Nacht fest.
„Zusätzliche längere Schlafphasen am Boden scheinen aber die Alpensegler nicht nötig zu haben“, schreiben die Forscher in ihrem Artikel. Dabei galt das Fliegen lange als eine Fortbewegung, die vor allem aktive Kontrolle voraussetzt und damit längere Ruhephasen nicht erlaubt. Bisher war die Verknüpfung von Bewegung und Schlaf den Angaben zufolge nur von Meerestieren wie Delfinen bekannt.