Tscheljabinsk-Meteorit war Produkt einer kosmischen Kollision

London (dpa) - Etwa 1500 Verletzte durch eine kosmische Attacke: Gewaltig waren die Schäden, die ein Meteorit 2013 in der russischen Stadt Tscheljabinsk angerichtet hatte. Jetzt konnten Forscher zeigen, dass der Himmelskörper nur ein Bruchstück eines noch größeren Brockens war.

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Das schließen japanische und russische Forscher aus einer Gesteinsanalyse der Meteoriten-Fundstücke. Der etwa 20 Meter große Meteorit, der am 15. Februar 2013 rund 30 Kilometer über der russischen Millionenstadt explodiert war, ist demnach wahrscheinlich bei einer früheren Kollision im All aus einem Mutterasteroiden unbekannter Größe herausgeschlagen worden.

Das berichtet das Team um Shin Ozawa von der Tohoku-Universität in Sendai im britischen Fachblatt „Scientific Reports“. Die Forscher bestätigen damit frühere Vermutungen über eine derartige Kollision. Als Meteoriten wird nur solches Himmelsgestein bezeichnet, das die Erde getroffen hat.

Der Mutterasteroid des Tscheljabinsk-Meteoriten ist den neuen Analysen zufolge 1400 bis 5400 Kilometer pro Stunde schnell mit einem anderen Asteroiden zusammengestoßen. Bei der Untersuchung von Gesteinsproben des Meteoriten waren die Wissenschaftler auf das Mineral Jadeit gestoßen, das in glasige Adern in dem Meteoriten eingeschlossen ist.

Die Zusammensetzung des Minerals und die berechnete Kristallisationszeit der Adern legten nahe, dass der Mutterasteroid vor höchstens 290 Millionen Jahren mit einem anderen, rund 150 Meter großen kosmischen Brocken kollidiert sei. Die Kenntnis der Geschichte des Meteoriten könne helfen, den Entstehungsprozess solcher potenziell gefährlichen Geschosse im Weltall zu verstehen, schreiben die Autoren.

Der Meteorit von Tscheljabinsk war nach früheren Berechnungen mit einer Energie von 500 bis 600 Kilotonnen TNT explodiert. Das entspricht dem 30- bis 40-Fachen der Hiroshima-Atombombe. Die Druckwelle hatte rund 7000 Gebäude in der Region am Ural beschädigt. Zerplatzte Fensterscheiben verletzten etwa 1500 Menschen.

In den Wochen und Monaten danach wurden mehr als 100 Bruchstücke des Meteoriten gefunden, zum Teil Hunderte Kilogramm schwer. Der Stein aus dem All soll ursprünglich ein Gewicht von 10 000 Tonnen gehabt haben. Mindestens 76 Prozent des Meteorits sind bei der Explosion verdampft.

Damit ist der Meteorit von Tscheljabinsk einer der größten dokumentierten kosmischen Attacken der jüngeren Geschichte. Die Erde ist seit der Jahrtausendwende nach Angaben der privaten US-amerikanischen Stiftung B612 von mindestens 26 großen Meteoriten mit einer Sprengkraft zwischen einer und 600 Kilotonnen TNT getroffen worden. Die vom US-Astronauten Ed Lu mitgegründete Organisation warnt vor der Gefahr durch kosmische Geschosse und sammelt Geld für ein Weltraumteleskop, das gefährliche Objekte rechtzeitig entdecken soll.

Zwar seien die meisten großen Asteroiden, die ein ganzes Land oder einen gesamten Kontinent zerstören könnten, bereits entdeckt. Von den geschätzt mehr als eine Million gefährlichen kleineren Geschossen, die immer noch eine komplette Metropolregion verwüsten könnten, seien bislang aber weniger als 10 000 gefunden worden, warnt die Stiftung. Mit ausreichend Vorwarnzeit sei es möglich, einen gefährlichen Brocken von seiner Bahn abzulenken und einen Einschlag zu vermeiden.