Zehnjährige narrt den Internet-Riesen Google
Kinderstreich: Azura aus Worcester stellt sich in dem Augenblick tot, als der Foto-Wagen an ihr vorbeifährt.
Worcester. Es ist irgendwann im vorigen Sommer, als die zehnjährige Azura Beebeejaun mit einem Freund auf der Straße spielt. Eine gewöhnliche Straße im englischen Worcester, ganz in der Nähe von Birmingham.
Viel ist nicht los, bloß ein Wagen des Internet-Dienstleisters Google rollt an den roten Häusern vorbei. Auf dem Dach die Kamera, die ganze Häuserzeilen fotografiert. Was die Firma mit den Bildern vorhat, ist Azura wurscht, aber wie wäre es denn, wenn sie sich tot stellen würde? Nur so zum Spaß.
Gesagt, getan. Azura legt sich hinter einen roten Wagen auf die Straße, das Gesicht auf den Asphalt, drapiert ihre Schuhe neben sich und wartet, bis der Wagen knipsend vorbeifährt.
Lange Zeit geschieht nichts. Bis zu diesem Frühjahr. Da veröffentlicht Google die Bilder in der englischen Version von Street View. Kaum sehen Anwohner ihre Straße im Internet, schlagen sie Alarm: Da liegt eine Leiche auf der Straße! Dutzende Anrufe sind seitdem bei Google und der Polizei eingegangen. Die Firma hat das Foto mit der Scheintoten daraufhin gelöscht - sehr zum Leidwesen von Azura.
Sie hat es schließlich mit ihrem Streich in die lokale Zeitung geschafft. "Ich freue mich riesig, im Internet zu sein", sagte sie einem Reporter der "Daily Mail". "Ich kann es kaum erwarten, davon nach den Ferien in der Schule zu erzählen." Mutter Saira (43) kann an der Aktion nichts Schlimmes finden. "Ich finde es lustig, wie das Foto für Aufregung in der Nachbarschaft sorgt." Nur eine Sache wurmt sie: "Leider ist meine Tochter nicht immer so leise wie auf dem Foto."
Google scheint die Angelegenheit eher peinlich zu sein. Kommentieren will man das mittlerweile verschwundene Foto lieber nicht mehr: Auch vielen Engländern sind die Fotofahrten des Unternehmens ein Dorn im Auge.