50 Jahre Élysée-Vertrag: Ein Geburtstag unter Freunden

Seit 50 Jahren steht die Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland auf einer neuen Basis — ein Grund zum Feiern.

Berlin. Die Saaldiener aus Paris und Berlin haben sich gleich gefunden. Bevor es losgeht, machen sie Erinnerungsfotos unter dem Bundesadler, dort, wo nachher der Präsident der Assemblée Nationale, Claude Bartolone, zusammen mit dem Hausherrn Norbert Lammert thronen wird, um die gemeinsame Sitzung beider Parlamente zu leiten.

Links vom Pult stehen die deutsche und die französische Fahne, rechts die Fahne Europas. Es sieht fast aus wie eine Gleichung: Deutschland plus Frankreich gleich Europäische Einigung.

Im Berliner Regierungsviertel geht es zur Feier des 50. Jahrestages des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages zu wie bei einer Teenager-Party. In jeder Ecke wird geschmust — im übertragenen Sinne.

Angela Merkel begrüßt, Küsschen rechts, Küsschen links, François Hollande um halb zehn vor seiner Botschaft am Brandenburger Tor; zwei Stunden später zur gemeinsamen Kabinettssitzung im Kanzleramt.

Zwischen den Terminen mit der deutschen Regierungschefin fährt Hollande zu Joachim Gauck ins Schloss Bellevue. Auf der Präsidialebene des Bundestages tagen derweil die Präsidien beider Parlamente und sprechen die Erklärung durch, die später von den rund 1000 Volksvertretern gemeinsam beschlossen werden soll.

Sie enthält den Aufruf, „die deutsch-französische Zusammenarbeit gerade in Zeiten politischer und ökonomischer Krisen für ein tieferes Zusammenwachsen der EU zu nutzen“.

In der französischen Presse wird der Aufwand der Reise von 400 Abgeordneten und des gesamten Kabinetts nach Berlin kritisiert. Das erinnert manche deutsche Abgeordnete an den 40. Jahrestag, der 2003 ähnlich groß in Schloss Versailles gefeiert wurde.

Aber dieser 50. Jahrestag wird nicht nur eine Feierstunde. Zwar werden in den Reden beeindruckende Zitate bemüht, von Albert Camus bis Winston Churchill, von Victor Hugo bis Richard von Weizsäcker, die alle von den blutigen Kriegen und der Aussöhnung handeln. Aber fast ebenso häufig fallen Begriffe wie Krise, Herausforderung oder Zukunft.

Hollande stellt ein Arbeitsprogramm für die nächsten Jahre vor. Es reicht von der Energiepolitik über Verkehr bis zur Berufsausbildung. Angela Merkel ergänzt es um die Kontrolle der Finanzmärkte und Mali.

Auch die Abgeordneten dürfen sich melden und reden. Volker Kauder etwa erklärt Hollande, dass es „keine Bosheit der Bundeskanzlerin gegen Sie ist“, wenn sie sich in Brüssel auf Vorbehalte des Bundestages berufe.