7./ 8. November 1989: SED-Politbüro und Regierung geben auf
Was noch vor wenigen Wochen undenkbar war, tritt jetzt ein: Binnen 24 Stunden treten sowohl die gesamte DDR-Regierung als auch nahezu das gesamte Politbüro der SED zurück. Egon Krenz wird allerdings als Generalsekretär wiedergewählt.
Die Regierung bleibt vorerst kommissarisch im Amt. Als neuer Ministerpräsident wird der in der SED als Reformer geltende Hans Modrow vorgeschlagen. Die Oppositionsgruppe "Neues Forum" feiert noch weitere Erfolge: Sie wird endlich als politische Vereinigung offiziell anerkannt, und der Rechtsausschuss der Volkskammer lehnt das von der Opposition kritisierte neue Reisegesetz ab.
Der Flüchtlingsstrom bereitet der DDR immense Probleme. Allein innerhalb der vergangenen vier Tage sind rund 45.000 Menschen ausgereist. Die Folge: In vielen Städten wie Leipzig fehlen Fachleute, von Ärzten bis hin zu Bus- und Bahnfahrern. Das öffentliche Leben droht zusammenzubrechen. Volkspolizei, Armee und Stasi versuchen, einige Löcher mit ihrem eigenen Personal zu stopfen.